Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018 |
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Komplexe Laserextraktion von Herzschrittmacher- und ICD-Systemen- „Ghosts“ – Was verbirgt sich dahinter? | ||
V. Möller1, S. Fehrendt1, M. Seifert1, F. Hölschermann1, C. Butter1 | ||
1Herzzentrum Brandenburg / Kardiologie, Immanuel Klinikum Bernau, Bernau bei Berlin; | ||
Einleitung Mit einer zunehmenden Anzahl an Indikationen für einen Herzschrittmacher (SM) oder einen ICD hat die Anzahl an Implantationen solcher Systeme stark zugenommen. Die Infektion ist eine schwerwiegende Komplikation nach der Implantation dieser Geräte. Sowohl die Diagnosestellung als auch die optimale Therapie von intrakardialen Deviceinfektionen stellen eine große Herausforderung für den klinischen Alltag dar. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang vermehrt von „Ghosts“ gesprochen. Definiert sind diese als bindegewebsartige, bewegliche tubuläre Strukturen im rechten Herzen, die nach stattgehabter Extraktion im TEE sichtbar sind. In der Literatur wird eine Häufigkeit von 8% - 14% beschrieben. Möglicherweise ist der Nachweis solcher „Ghosts“ mit einer persistierenden Endokarditis bei Systeminfektion nach Extraktion assoziiert.
Methoden: Von Januar 2015 bis Oktober 2017 wurden in unserem Zentrum 307 Patienten (109 ♀, 198 ♂) einer komplexen Laserextraktion unterzogen. Davon 264 aufgrund einer Systeminfektion und 43 aufgrund eines technischen Defektes. Gesichert wurde die Diagnose Systeminfektion entweder durch eine typische Klinik mit Rötung, Schwellung der Tasche und subfebrilen Temperaturen und/oder einem positivem Erregernachweis in der Blutkultur oder auch einem Vegetationsnachweis in der transösophagealen Echokardiographie.
Ergebnis: In unserem Kollektiv waren 122 Patienten mit einem Schrittmacher (davon 4 biventrikuläre Systeme), 183 Patienten mit einem ICD (davon 65 biventrikuläre Systeme) und 2 mit einem Optimizer versorgt. Präinterventionell und periprozedural erfolgte bei allen Patienten eine transösophageale Echokardiographie. Aufgrund von gesehenen endokarditisverdächtigen Strukturen erfolgte bei 51 Patienten postinterventionell eine erneute TEE. Bei 27 (9%) konnten „Ghosts“ nachgewiesen werden. Davon konnte bereits bei 17 Patienten in einem präoperativen TEE eine Struktur (a.e. eine vegetationsverdächtige Struktur im Sinne einer Endoplastitis) nachgewiesen werden. Nach erfolgter Systemexplantation wurde bei all diesen Patienten ein entnommener Sondenrest oder tiefer Wundabstrich zur mikrobiologischen Beurteilung verschickt. Bei 17 Patienten (63%) von unseren 27 „Ghost“-Patienten gelang ein Keimnachweis, 10 (37%) waren steril.
Zusammenfassung: „Ghosts“ treten häufig nach komplexer Laserextraktion von SM und ICD Systemen auf. Die Systeminfektion ist die häufigste Indikation für eine Extraktion. Das Verleiben von bindegewebsartigen Strukturen nach Extraktion wurde bereits früher beschrieben. In unserem Patientengut konnten bei 9% der Patienten „Ghosts“ nachgewiesen werden. Ca. 2/3 der Fälle mit Nachweis eines „Ghosts“ sind mit einem positiven Erregernachweis in der mikrobiologischen Begutachtung assoziiert. Somit muss davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei nicht nur um bindegewebsartige Strukturen handelt, sondern auch einen möglichen Infektionsherd darstellt.
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http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//P466.htm |