Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018 |
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Welchen Einfluss hat ein strukturiertes Behandlungsprogramm (DMP) auf die Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren bei jungen Infarktpatienten? | ||
A. Fach1, H. Wienbergen2, R. Osteresch1, T. Backhaus1, J. Schmucker1, E. Fiehn1, J. Stehmeier2, R. Hambrecht1 | ||
1Klinik für Kardiologie und Angiologie, Klinikum Links der Weser, Bremen; 2Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung (BIHKF), Bremen; | ||
Einleitung: Für die strukturierte Behandlung von chronischen Erkrankungen wurden Disease-Management-Programme (DMP) entwickelt. Ziel dieser Programme ist eine Verbesserung der Patientenversorgung durch einen sektorenübergreifenden Behandlungsablauf und eine gesteigerte Qualität der ambulanten medizinischen Behandlung. Seit 2004 ist das DMP „koronare Herzkrankheit“ etabliert. Es sind bisher keine Analysen bezüglich der Effektivität von DMP bei jungen Infarktpatienten erfolgt.
Methoden: Die Bremer Metropolregion zeichnet sich durch eine monozentrische Infarkt-Versorgung aus. Seit 2006 werden alle Patienten (Pat.) mit ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI) prospektiv im Bremer STEMI Register (BSR) erfasst. Von den 8529 Pat. im BSR waren zum Zeitpunkt des STEMI 505 Pat. ≤45 Jahre alt (U45=5,5%). 210 Pat. waren in Interventions-Studien eingeschlossen und wurden zur Vermeidung einer Observation Bias nicht in diese Analyse integriert. 192 Pat. folgten der Bitte um eine klinische Visite. An diesem Termin wurden CRFs und Blut erfasst und nachfolgend nach Teilnahme an einem DMP (+/-) analysiert.
Ergebnisse: 82% der Pat. waren männlich. 92 Pat. nahmen an einem DMP teil (DMP+), 92 Pat. nicht (DMP-). Das Intervall zwischen STEMI und Visite betrug 77±54 (DMP-) bzw. 73±40 Monate (DMP+). Die Auswertung der IPAQ Fragebögen zeigte einen Anstieg der Zahl körperlich aktiver Pat. (mehr als 1x Sport pro Woche) zwischen Indexereignis (n=42 DMP-; n=40 DMP+) und Visite (n=50 DMP-; n=55 DMP+)(p=0,076). Der BMI nahm in beiden Gruppen vom Infarkt (28±7 DMP-; 27±7 DMP+) zur Kontrolle (29±6DMP-; 29±5 DMP+) signifikant zu (p<0,0001). Die Rate an aktiven Rauchern verringerte sich nach dem Infarkt signifikant (p<0,0001) bei DMP- von n=85 (85%) auf n=46 (46%) bzw. bei DMP+ von n=79 (86%) auf n=38 (41%). Zum Zeitpunkt der Visite zeigten beide Gruppen vergleichbare Blutdruckwerte (136/86mmHg DMP- vs. 138/87mmHg DMP+; p=0,637). Das mittlere HbA1c betrug 5,6±1,6%Hb bei DMP- bzw. 5,7±1,4%Hb bei DMP+ (p=0,767). Ohne DMP wurde ein mittleres LDL von 99±43mg/dl bzw. von 91±36mg/dl bei DMP+ gemessen (p=0,186). Die Empfehlung von LDL ≤100 (DGK 2003) erreichten lediglich
61% der DMP- bzw. 62% der DMP+. Aktuelle Leitlinien-Empfehlungen mit
Ziel-LDL-Werten ≤70mg/dl (ESC2012) lagen nur bei 25% der DMP- bzw. 27% der DMP+
vor, obwohl über 90% der jungen Pat. mit Statinen behandelt wurden.
Zusammenfassung: Trotz nachweisbarer Verbesserungen des kardiovaskulären Risikoprofils im Langzeitverlauf, ist die Rate nicht optimal eingestellter junger Infarktpatienten alarmierend hoch. Statistisch signifikante Unterschiede in der Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren zwischen DMP+ und DMP- sind selbst in einem selektionierten Kollektiv junger STEMI Pat. nicht nachweisbar. |
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http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//P1800.htm |