Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018

Klappeninsuffizienz nach Transkatheter-Aortenklappenimplantation mit der Edwards Sapien 3 Klappe: Vergleich einer vereinfachten angiographischen Graduierung mit der transthorakalen Echokardiographie
C. Franzen1, J. Michel1, A. Frangieh1, N. Mankerious1, C. Pellegrini1, T. Rheude1, I. Ott2, M. Kasel1
1Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Herzzentrum München, München; 2Deutsches Herzzentrum München, München;

Hintergrund:
Die Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) in einem “Minimalist Setting” beim wachen Patienten ohne transösophageale Echokardiographie nutzt die Aortographie zur Beurteilung einer möglichen Aorteninsuffizienz (AI) nach Klappenimplantation. Wir haben eine vereinfachte angiographische Methode zur Beurteilung einer relevanten AI (> Grad I) durch einen Vergleich mit der transthorakalen Echokardiographie (TTE) vor Krankenhausentlassung evaluiert.

 

Methoden:

Es wurden retrospektiv 399 konsekutive Patienten, bei denen eine TAVI mit einer Edwards Sapien 3 Klappe (S3) in einem “Minimalist Setting“ im Zeitraum von Februar 2014 bis Januar 2017 erfolgte, in die Studie eingeschlossen. Die periprozedurale Angiographie wurde mit der TTE bezüglich einer AI verglichen. Es wurde eine vereinfachte Methode zur angiographischen Graduierung einer AI benutzt (Kronzon I, et al. JACC Cardiovasc Imaging 2015). Nach erfolgreicher Klappenimplantation wurde eine Aortographie in einer RAO 30° Standardprojektion mit 30ml Kontrastmittel und einem Fluss von 15ml/sek durchgeführt. Ein Kontrastmittelrückfluss in den Ventrikel wurde semiquantitativ beurteilt. Als signifikante AI (> Grad I) wurde ein Kontrastmittelrückfluss klassifiziert, der im linken Ventrikel eine gleiche Kontrastmitteldichte wie in der Aorta hatte oder der eine gedachte Mittellinie zwischen Aortenklappe und Herzspitze überschritten hatte (siehe Abbildung). Echokardiographisch wurde die AI standardmäßig in 4 Schweregrade eingeteilt. Der primäre Endpunkt der Studie wurde als Genauigkeit (“Accuracy“) der angiographischen Graduierung im Vergleich zur TTE festgelegt.

 

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 399 Patienten mit einem Medianalter von 81 Jahren (Frauen 48%) in die Studie eingeschlossen. Es wurden 5 Patienten von der Analyse ausgeschlossen (2 Patienten verstarben vor Entlassung, 3 Patienten erhielten keine Standardangiographie nach TAVI). Von den 394 Patienten wurde bei 6 Patienten (2%) im TTE zum Zeitpunkt der Entlassung ein Insuffizienzgrad von 2 festgestellt, kein Patient hatte einen Insuffizienzgrad von größer 2. Demgegenüber zeigte sich in der Angiographie bei 21 Patienten (5%) ein Insuffizienzgrad >I. Nimmt man die TTE als Goldstandard, so zeigt die intraoperative Angiographie eine Sensitivität von 50% [3/6], eine Spezifität von 95% [370/388] und eine Genauigkeit von 95% [373/394]. Der negativ prädiktive Wert des Verfahrens (Angiographie Grad ≤1) liegt bei 99% [370/373]. 

 

Schlussfolgerung:

Die vereinfachte angiographische Methode zur Beurteilung einer relevanten AI nach TAVI (> Grad I) war bei 95% der Patienten im Vergleich zur TTE vor Entlassung zuverlässig. Insbesondere konnte nach der Prozedur echokardiographisch bei keinem Patienten eine höhergradige AI (> Grad 2) festgestellt werden. Eine angiographisch-geführte TAVI mit der S3 Klappe in einem „Minimalist Setting“ kann exzellente funktionelle Ergebnisse erreichen.


http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//P1422.htm