Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018 |
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Merkmale der Immunothrombose in humanen arteriellen Thromben unterschiedlicher Ätiologie | ||
P. Oberdieck1, T. Boeckh-Behrens2, H. Poppert3, A. Titova1, R. Hegenloh4, J. Pelisek4, S. Massberg1, C. Schulz1, J. Novotny1 | ||
1Medizinische Klinik und Poliklinik I, LMU Klinikum der Universität München, München; 2Abteilung für diagnostische und interventionelle Neuroradiologie, Klinikum rechts der Isar, München; 3Neurologische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, München; 4Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie, Klinikum rechts der Isar, München; | ||
Ziel der Studie Der akute Myokardinfarkt (MI) und ischämische Apoplex gehören zu den wichtigsten Manifestationen der arteriellen Thrombose mit hohen Morbiditäts- und Mortalitätsraten. Auch Zellen des Immunsystems tragen, unter anderem durch Freisetzung prokoagulatorischer und proinflammatorischer Moleküle, zur Genese der arteriellen Thrombose bei, was unter dem Begriff Immunothrombose zusammengefasst wird. Von den Neutrophilen gebildete neutrophil extracellular traps (NETs) – gerinnungsfördernde netzartige Strukturen aus DNA und Histonen- spielen dabei eine entscheidende Rolle. Ziel dieser Studie war es, die Immunzell-Zusammensetzung von MI- und Apoplex- Thromben mittels Immunohistochemie und Immunfluoreszenzanalyse zu vergleichen. Dabei wurden verschiedene Ätiologien des ischämischen Apoplex berücksichtigt. Patienten und Methoden In dieser deskriptiven Studie wurden die Thromben von 73 MI- und 71 Apoplex-Patienten eingeschlossen, die durch perkutane Koronarintervention bzw. mechanische Rekanalisation geborgen wurden. Dabei wurden zeitlich-interventionelle Parameter und klinische Scores erhoben. Die Thromben wurden mit (immun-)histologischen Methoden gefärbt und detailliert analysiert. Die Ergebnisse wurden miteinander verglichen, auch im Hinblick auf ätiologisch unterschiedliche Subgruppen des Apoplex (TOAST-Klassifikation). Darüber hinaus wurden Korrelationen zwischen den Ergebnissen und klinisch-interventionellen Parametern untersucht. Zentrale Ergebnisse Der Fibrin- (p<0,0001) und der Thrombozytenanteil (p<0,0001) war im MI signifikant kleiner als im Apoplex. Prozentual waren Neutrophile im MI signifikant häufiger zu finden als im Apoplex (p=0,0002). Wurden NETs detektiert, war deren Anzahl nicht signifikant unterschiedlich zwischen MI und Apoplex. Dennoch fanden sich lediglich in 22% der MI-Thromben NETs, dagegen in allen Apoplex-Thromben. NETs waren signifikant häufiger in der TOAST 2-Gruppe verglichen mit der TOAST 1-Gruppe (p<0,0478). CD14+/16- Monozyten waren im MI prozentual höher (p=0,0327), CD14+/16+ Monozyten dagegen höher im Apoplex (p=0,0035). Eosinophile fanden sich signifikant häufiger im Apoplex (p<0,0001) und korrelierten mit einem höheren Fibrinanteil (p=0,0258, r=0,3877). Je größer die Leukozytenzahl, desto größer die Anzahl an Neutrophilen und Monozyten im MI (p<0,0001, r=0,7662) und Apoplex (p<0,0001, r=0,9330). Eine höhere Neutrophilenzahl korrelierte im Apoplex mit einer höheren Anzahl an NETs (p<0,0001, r=0,6229), im MI fand sich eine solche signifikante Korrelation nicht. Je mehr NETs im Apoplex vorhanden waren, desto länger war die Interventionszeit und umso schlechter das klinische Outcome der Patienten- gemessen als postinterventionelle NIHSS (p<0,0001, r=0,4377). Eosinophile korrelierten signifikant mit einer höheren postinterventionellen NIHSS (p=0,0015, r=0,5457), i.e. mit einem schlechteren klinischen Outcome. Diskussion Die Ätiologie der arteriellen Thrombose ist assoziiert mit Unterschieden in der Thrombuskomposition und Merkmalen der Immunthrombose. Das Vorhandensein von NETs korrelierte mit klinischen und interventionellen Parametern für ein schlechteres klinisches Outcome von Patienten mit ischämischen Apoplex. Eine spezifische Hemmung der Mechanismen der Immunothrombose könnte daher zu neuen Therapiemöglichkeiten der arteriellen Thrombose führen. |
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http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//P1407.htm |