Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018

In der multizentrischen microSOAP Studie ist der Blutharnstoff-Stickstoff (BUN) bei Aufnahme ein unabhängiger und robuster Prädiktor der Mortalität kritisch kranker Patienten
B. Wernly1, M. Lichtenauer1, N. Vellinga2, C. Boerma2, C. Ince3, M. Kelm4, C. Jung4, für die Studiengruppe: microSOAP
1Innere Medizin II Kardiologie, Universitätsklinikum Salzburg, Salzburg, AT; 2Medisch Centrum Leeuwarden, Leeuwarden, NL; 3University of Amsterdam, Amsterdam, NL; 4Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;
Hintergrund:

In der multizentrischen micro-SOAP Studie wurden die Assoziationen von Mikrozirkulation und Mortalität untersucht, da die Evaluation neuer Parameter zur Risikostratifierung kritisch kranker Patienten zur weiteren Reduktion der Mortaltität notwendig ist. Etablierte Scores wie APACHE2 eignen sich hierfür nur bedingt, da sie komplex zu berechnen und weiters von volatilen Parametern - wie Herzfrequenz - abhängig sind. Für die Konzentration von Blutharnstoff-Stickstoff (BUN) wurde eine Assoziation mit der Mortalität verschiedener Erkrankungen beschrieben. Ziel dieser Studie war es, (i) BUN als Prädiktor der Mortaltität in einem heterogenen Patientenkollektiv kritisch kranker Patienten an einer Intensivstation zu evaluieren sowie (ii) mögliche Assoziationen von BUN mit der Mikrozirkulation zu untersuchen.

Methoden:

Insgesamt wurden 461 Patienten in diese post-hoc Analyse der prospektiven, multizentrischen micro-SOAP Studie eingeschlossen. Die Evaluation der Mikrozirkulation erfolgte mittels Bildgebung mit Sidestream Dark Field (SDF). Mittels logistischer Regressionsanalyse erfolgte die Analyse der Assoziation von BUN und der intrahospitalen Mortalität. Ein optimaler statistischer Cut-Off wurde mittels Youden-Index berechnet. Die Studienkohorte wurde entlang der medianen BUN Konzentration von 9.3mmol/L in zwei Subgruppen geteilt.

Resultate:

Die BUN Konzentration bei Aufnahme wies eine Assoziation mit der Mortalität (HR 1.03; 95%CI 1.01-1.04; p<0.001) auf. Per Quartile (BUN 0- <5.5 mmol/l, 5.5- <9.3 mmol/l, 9.3- <17.1 mmol/l and ≥17.1 mmol/l) stieg die Mortalität um 51% (HR 1.51; 95%CI 1.25-1.82; p<0.001). Der optimale statistische Cut-Off war mit 9.3 mmol/L identisch mit dem Median. Patienten mit einer BUN Konzentration >9.3 mmol/L waren älter (p<0.001) und hatten höhere APACHE2 (p<0.001) Scores als Ausdruck schwererer Erkrankung. Der BUN Cut-Off von 9.3mmol/L war mit einer 2.5-fach erhöhten Mortalität (40% vs 21% HR 2.50 95%CI 1.66-3.79; p<0.001; Grafik 1) verbunden, diese Assoziation blieb auch nach Korrektur für APACHE2 (HR 2.08 95%CI 1.29-3.34; p=0.003), Nierenversagen (HR 2.25 95%CI 1.42-3.55; p=0.001) und für ein integratives Modell (MAP<60mmHg, Tachycardie, Laktat >1.5mmol/L, >80 Jahre; HR 2.02 95%CI 1.30-3.14; p=0.002) bestehen. Zwischen der BUN Konzentration und Parametern der Mikrozirkulation gab es keinerlei Assoziationen oder Korrelationen. Entsprechend der Resultate der microSOAP Studie war auch in dieser Subgruppe die Mikrozirkulation nicht für die Mortalität prädiktiv.

Conclusion

Die BUN Konzentration war auch nach Korrektur für Einflussfaktoren wie Nierenversagen, Alter und Hypotonie mit der intrahospitalen Mortalität assoziiert. In Kombination mit klinischen Parameter könnte BUN wie beim CURB-65 auch für intensivmedizische Patienten eine große Hilfe zur Prognoseabschätzung und etwaigen Therapieintensivierung darstellen.

http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//P1373.htm