Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018 |
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Profitieren Patienten mit Takotsubo Syndrom von einer temporären Antikoagulation? Erhöhte Schlaganfall-Rate im ersten Monat nach Takotsubo-Syndrom | ||
N. Abanador-Kamper1, J. Wolfertz1, L. Kamper2, M. M. Vorpahl1, P. Haage2, M. Seyfarth1 | ||
1Med. Klinik 3 - Kardiologie, Helios Klinikum Wuppertal - Herzzentrum, Wuppertal; 2Zentrum für Radiologie, HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal, Wuppertal; | ||
Die Schlaganfall-Rate nach einem großen Vorderwandinfarkt ist mit 0.5-0.9% vorbeschrieben. Wir vermuten, dass das „Apical Ballooning“ sowie die temporäre linksventrikuläre Dysfunktion in Rahmen eines Takotsubo Syndroms umso mehr das Risiko einer akuten kardioembolischen Komplikation erhöhen. Ziel unserer Studie war die Analyse des temporalen Verlaufs der Schlaganfall-Rate bei Patienten mit Takotsubo Syndrom. Wir schlossen 72 Patienten mit Takotsubo Syndrom innerhalb eines Zeitraums von 2005 bis 2017 ein. Die Diagnose wurde anhand der modifizierten diagnostischen Kriterien der Mayo Clinic definiert: Akuter Thoraxschmerz, neue ST-Streckenveränderungen im Elektrokardiogramm, erhöhte kardiale Biomarker, sowie eine reversible Herzinsuffizienz mit Wandbewegungsstörungen, die keinem eindeutigen Versorgungsgebiet zuzuordnen waren. Des Weiteren war bei den Patienten keine signifikante Koronarstenose (>50%) und keine Plaqueruptur nachweisbar. Patienten mit stattgehabtem Myokardinfarkt, Bypass-Operation, angeborenen Herzfehlern oder Hinweisen für eine Myokarditis in der kardialen MRT wurden ausgeschlossen. Das Auftreten eines akuten Schlaganfalls und kardialer Ereignisse, wie akuter Myokardinfarkt, Rezidiv eines Takotsubo-Syndroms und Tod wurde nach 30 Tagen und nach 12 Monaten evaluiert. Das mittlere Alter lag bei 68.8±17.5 Jahren. Frauen hatten mit 93% den größten Anteil. Im Beobachtungszeitraum traten 9 (13%) Ereignisse auf. Die Schlaganfall-Rate lag bei 2.8% nach 30 Tagen und bei 4.2% nach 12 Monaten. Wir fanden bei einer Patientin mit akutem Schlaganfall einen linksventrikulären Spitzen-Thrombus (Abbildung 1, Video 1 und 2). Alle Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, hatten zuvor keine effektive Antikoagulationstherapie erhalten, da es keine klassischen Indikationen dafür gab. Die Mortalitätsrate lag bei 1.4% nach 30 Tagen. Drei weitere Patienten verstarben innerhalb von 12 Monaten an nicht kardialen Ursachen. Bei zwei Patienten konnte entweder ein Myokardinfarkt oder ein Rezidiv eines Takotsubo Syndroms beobachtet werden. Es wurden zwei kontrastverstärkte kardiale MRT-Untersuchungen
durchgeführt. Die erste Untersuchung erfolgte bei allen Patienten nach einem Median
von 2 Tagen (IQR 1-4). Die zweite Untersuchung erfolgte nach einem Median
von 2 Monaten (IQR 1.3-2.9) bei 63 (88%) Patienten. In 65
(90%) Patienten konnte eine schwere Hypokinesie der Vorderwand
nachgewiesen werden, die sich bei 97% der Patienten normalisierte Wir konnten innerhalb der ersten 30 Tage nach Takotsubo Ereignis höhere Schlaganfall-Raten beobachten. Des Weiteren normalisierte sich die linksventrikuläre Funktion innerhalb von zwei Monaten. Vermutlich werden kardiale Embolien durch diese rapiden linksventrikulären Veränderungen begünstigt und wahrscheinlich wurde die Schlaganfall-Rate bei Takotsubo-Syndrom bislang unterschätzt. Derzeit liegen keine standardisierten Therapieempfehlungen für diese Erkrankung vor. Aufgrund unserer Hypothesen generierenden Ergebnisse diskutieren wir eine temporäre orale Antikoagulation bei Patienten mit ausgeprägter Dyskinesie des linken Ventrikels im Sinne eines „Apical Ballooning“ für zwei Monate oder zumindest bis zur Erholung der linksventrikulären Funktion. Eine prospektive Studie ist sinnvoll, um unsere Hypothese weiter zu untersuchen.
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http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//P1043.htm |