Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018

Akutes Nierenversagen nach überlebtem innerklinischem Herz-Kreislaufstillstand – Risikofaktoren und Impact
K. Radink1, H. Weiler2, S. Patyna1, S. Büttner1, A. Reichert1, J. Volk1, M. Vasa-Nicotera2, S. Fichtlscherer2, J. Honold2
1Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main; 2Med. Klinik III - Kardiologie Zentrum der Inneren Medizin, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main;

Einleitung

Ein überlebter Herz-Kreislaufstillstand (CA) weist eine hohe Mortalität auf. Nach CA wird regelmäßig ein akutes Nierenversagen (ANV) beobachtet. Während dieses für andere kritische Erkrankungen als Risikofaktor für ein schlechtes Outcome gut charakterisiert ist, liegen für die Inzidenz und prognostische Bedeutung des ANV nach CA nur limitierte Daten vor. Ziel dieser Studie ist es, Inzidenz, Risikofaktoren und Impact des akuten Nierenversagens nach innerklinischem (IHCA) Herz-Kreislaufstillstand zu analysieren.

Methodik

Analysiert wurde die zentrumseigene Datenbank mit insgesamt 756 Patienten nach prä- und innerklinischem CA. Diese umfasst im Zeitraum von 01/2006 bis 12/2014 220 Patienten nach präklinischem Kreislaufstillstand (out-of-hospital cardiac arrest; OHCA) und 536 Patienten nach IHCA. Die Therapie erfolgte gemäß den jeweils aktuell gültigen Leitlinien, inklusive Hypothermie-Behandlung. Das ANV wurde gemäß der AKIN Klassifikation erfasst.

Ergebnisse

Patienten nach OHCA waren im Median 65 (51-75) Jahre und nach IHCA im Median 72 (62,75-80; p<0,01) Jahre alt. In der OHCA Gruppe waren 72,7% (160/220) männlichen Geschlechts und 66,6% (357/536) in der IHCA Gruppe (p=0,10).

Die Inzidenz des ANV nach OHCA betrug 17,7% (39/220). Dabei war in 53,8% der Fälle eine Nierenersatztherapie (RRT) notwendig. Die Inzidenz des ANV nach IHCA 31% (166/536) (p<0,01), wobei hier bei 53% der Patienten eine RRT erfolgte.

Die Entwicklung eines ANV nach IHCA erhöhte die Mortalität von 68,1% (non-AKI-Gruppe) auf 78,9% (AKI-Gruppe) (p=0,01). Für Patienten nach OHCA konnte ein Einfluss des ANV auf die Mortalität nicht nachgewiesen werden (74,38% vs. 85,63%; p=0,1). Mit dem Auftreten eines ANV assoziiert  sind männliches Geschlecht (p<0,01), eine vorbestehende chronische Niereninsuffizienz (p<0,01) und ein initial nicht-defibrillierbarer Rhythmus (p=0,02).

Eine chronischen Niereninsuffizienz erhöhte das Risiko für ein ANV um 66% (OR=1,66; 95%-KI (1,22-2,25), p=0,01). Auch wenn ein Einfluss des ANV auf die Mortalität nicht nachweisbar war, konnte auch bei Patienten nach OHCA die chronische Niereninsuffizienz als Risikofaktor für ein ANV bestätigt werden (p=0,03). Hingegen erhöhte sich bei Patienten nach IHCA das Risiko zu versterben mit Auftreten eines ANV um 73% (OR=1,73; 95%-KI (1,12-2,65), p=0,01).

Conclusion:

Nach überlebtem innerklinischem Herzstillstand wird der weitere Verlauf bei jedem dritten Patienten durch ein akutes Nierenversagen kompliziert. Dies hat einen dramatischen Einfluss auf die bereits schlechte Prognose der meist alten und multimorbiden Patienten. Bedeutender Risikofaktor ist vor allem eine chronische Niereninsuffizienz. Obwohl die chronische Niereninsuffizienz auch mit einem ANV nach OHCA assoziiert ist, konnte ein Einfluss auf die Mortalität nicht nachgewiesen werden. Dies unterstreicht einmal mehr den Unterschied dieser beiden Populationen auf.


http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//P1029.htm