Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Einfluss von Diabetes Mellitus auf den linksventrikulären Strain im reperfundierten ST-Hebungsinfarkt nach 6 Monaten
M. Nurcaj1, R. Ipek2, F. Nienhaus2, S. M. Haberkorn3, C. Jung2, R. J. Erkens2, P. Wischmann2, K. Marjani2, M. Roden4, F. Bönner2, A. Polzin2, M. Kelm2, M. Cramer2
1Kardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 3Med. Klinik III - Kardiologie, Angiologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main; 4Klinik für Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;
Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) ist eine häufige Begleiterkrankung bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI). Trotz der Entwicklung wirksamer interventioneller und pharmakologischer Behandlungen besteht bei Patienten mit T2DM und STEMI immer noch eine fast zweifach erhöhte kurz- und langfristige Sterblichkeitsrate im Vergleich zu Patienten mit STEMI ohne T2DM. Verkomplizierend kommt hinzu, dass nahezu die Hälfte der Gesamt-STEMI Population ein linksventrikuläres (LV) Postinfarkt-Remodelling entwickelt. Abgesehen von STEMI ist T2DM ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer LV Dysfunktion aufgrund von verändertem Myokardstoffwechsel. Daher ist es klinisch wichtig, Risikofaktoren bei STEMI-Patienten mit T2DM zu identifizieren, welche die Entwicklung von LV Remodelling vorhersagen können.
Die kardiale Magnetresonanztomographie (CMR) eignet sich in Form der kardialen Strain-Analyse zur Funktionserfassung des LV und zur Risikostratifizierung ebendieser Patienten. In früheren Studien konnte bereits gezeigt werden, dass kardiales Remodelling in Folge der Narbenbildung post STEMI mit eingeschränkten Strain-Werten einhergeht. Aus diesem Grund war es Hypothese der Studie, dass STEMI Patienten mit T2DM im Vergleich zu denen ohne T2DM bereits früh nach STEMI einen eingeschränkten Strain aufweisen und dieser im Verlauf persistiert.

Methoden: 
274 Patienten nach akutem interventionell revaskularisiertem STEMI wurden an Tag 5 post STEMI mittels 1,5 Tesla-MRT untersucht. Davon konnten 174 Patienten 6 Monate nach STEMI im Rahmen des Follow-Ups erneut untersucht werden. Analysierte CMR-Parameter beinhalteten radialen (GRS), longitudinalen (GLS) und zirkumferentiellen (GCS) Strain, welcher durch die Cine-Bildgebung in der kurzen Achse sowie in den standardmäßigen Längsachsen (4-, 3-, 2-Kammer-Ansicht) bestimmt wurde. T2DM wurde definiert als ein HbA1c ≥ 6,5 %, oder vorbehandelter T2DM. 

Ergebnisse:
Von 274 STEMI Patienten wiesen 58 Patienten einen T2DM nach den oben genannten Kriterien auf. 35 Patienten mit T2DM konnten nach 6 Monaten erneut untersucht werden. 
Die Gruppe der STEMI Patienten mit T2DM zeigte 5 Tage nach STEMI signifikant eingeschränkten GCS im Vergleich mit der Gruppe der Nicht-Diabetiker (p=0.021). Sowohl der GRS als auch der GLS zeigten sich ebenfalls signifikant vermindert (GRS: p=0,028, GLS: p=0,001). Sechs Monate nach STEMI blieben GCS und GRS weiterhin signifikant eingeschränkt bei Patienten nach STEMI und T2DM im Vergleich zu denen ohne T2DM (GCS: p=0,014, GRS: p=0,016). Die Einschränkung des GLS 6 Monate nach STEMI zeigte sich im Vergleich zu den Nicht-Diabetikern als nicht-signifikant (p=0,167). 
Innerhalb der Gruppe der Nicht-Diabetiker verbesserten sich die Strain-Mittelwerte 6 Monate nach STEMI im Vergleich zu den an Tag 5 nach STEMI erhobenen Strain-Werten für alle Strain-Richtungen (p < 0,001 für alle). Für die Gruppe der Diabetiker zeigte sich die signifikante Verbesserung der Strain-Mittelwerte nur für den GLS (p=0,015). Im GRS (p=0,449) und GCS (p=0,492) konnten keine signifikanten Verbesserungen festgestellt werden. 
 
Zusammenfassung:
Patienten nach STEMI mit T2DM wiesen in allen globalen Strain-Parametern signifikant eingeschränkte Werte früh nach Indexereignis im Vergleich zu Patienten nach STEMI ohne T2DM auf. Ebenfalls zeigten Patienten mit T2DM eine eingeschränkte Erholung von GCS und GRS. Die prognostische Bedeutung für Outcome und LV Remodelling soll Gegenstand weiterer Untersuchungen werden.
 

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