Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Geschlechtsspezifische Unterschiede der kardialen Kontraktilitätsmodulation – Ergebnisse aus dem MAINTAINED-Register
C. Fastner1, G. Yücel1, S. Hetjens2, B. Rudic1, G. Schmiel3, M. Töpel3, V. Liebe1, M. Kruska1, M. Borggrefe1, I. Akin1, D. Dürschmied1, J. Kuschyk1, für die Studiengruppe: MAINTAINED
1I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim; 2Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim; 3Medizinische Fakultät Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Mannheim;

Hintergrund: Geschlechtsspezifische Unterschiede bei kardiologischen Therapien rücken zunehmend in den Fokus. Für die kardiale Resynchronisationstherapie wurde wiederholt ein besseres Ansprechen bei Frauen nachgewiesen. Für die kardiale Kontraktilitätsmodulation (engl. Cardiac Contractility Modulation, CCM), die als Devicetherapie bei Herzinsuffizienzpatient*innen mit schmalem QRS-Komplex eingesetzt wird, wurden solche Unterschiede bisher nicht untersucht.

Ziel: Detektion geschlechtsspezifischer Unterschiede der CCM-Effektivität im Langzeit-Follow-up.

Methoden: Die Patient*innen unseres langjährigen CCM-Registers (MAINTAINED Observational Study; seit 2002) wurden nach dem angegebenen Geschlecht unterteilt. Unterschiede in der NYHA-Klasse, der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF), der systolischen Exkursion der Trikuspidalklappenebene (engl. tricuspid annular plane systolic excursion, TAPSE) und den NT-proBNP-Werten wurden als funktionelle Parameter über einen 5-Jahres-Zeitraum verglichen. Darüber hinaus wurde die tatsächliche Mortalität innerhalb von 3 Jahren mit der Vorhersage des MAGGIC Heart Failure Risk Scores verglichen. Die Sicherheit wurde anhand von Device-Komplikationen bewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 174 Patient*innen (16 % Frauen) in diese Analysen einbezogen. Die 64±11 (Frauen) bzw. 62±12 (Männer) Jahre alten Patient*innen hatten zu 54 bzw. 62 % eine ischämische Kardiomyopathie (jeweils p=NS). Die V(O2)max war bei Studienbeginn mit 11,8±2,4 vs. 13,7±4,1 ml/Min./kg relevant reduziert und die QRS-Breite betrug 111,6±29,6 vs. 117,4±24,4 Millisek. (jeweils p=NS). Die klinische Responderrate (Verbesserung der NYHA-Klasse um ≥ 1) lag in beiden Gruppen bei 40 %, mit einer mittleren Ausgangsklasse III. Die LVEF verbesserte sich signifikant von 23,6±6,8 vs. 23,5±6,8 % auf 32,8±12,4 vs. 33,7±12,3 % (p<0,0001 über 5 Jahre), die TAPSE normalisierte sich von 16,3±5,2 vs. 16,5±5,3 mm auf 19,4±5,1 vs. 19,4±5,0 mm (p=0,024 über 5 Jahre), die NT-proBNP-Werte sanken numerisch von 4521±5532 vs. 4636±5516 ng/l auf 2030±3300 vs. 2316±4003 ng/l (p=NS über 5 Jahre), wobei es bei keinem Parameter signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab. Die tatsächliche Mortalität (26 vs. 23 %) war nur bei den Männern signifikant niedriger als die vorhergesagte Mortalität (42 vs. 41 %) (p=0,003). Eine Device-Komplikation trat bei 6,9 vs. 3,6 % der Patienten auf (p=NS).

Schlussfolgerungen: Zurückliegend wurde die CCM in der klinischen Praxis nur selten bei Frauen eingesetzt. In dieser ersten Studie zum Thema konnten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im funktionellen Therapieansprechen nachgewiesen werden. Die CCM verbesserte die NYHA-Klasse sowie die links- und rechtsventrikuläre Funktion ohne Geschlechtspräferenz. Eine signifikante Mortalitätsreduktion gegenüber der Prädiktion wurde allerdings nur bei Männern festgestellt.


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