Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Qualität der Leitlinienimplementierung bei Patienten mit HFrEF und deren Behandlung in deutschen Heart failure unit (HFU)-Zentren und in der klinischen Routine: Rationale und Design der CONNECT-Studie
S. Störk1, A. Abdin2, B. Aßmus3, C. Axthelm4, K. Mittenzwei5, K. Rybak6, S. Spieren7, L. Dawkins8, U. Riemer8, für die Studiengruppe: CONNECT Study Group
1Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 2Innere Medizin III - Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar; 3Medizinische Klinik I - Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Gießen; 4Hausärztlich-Kardiologisches MVZ "Am Felsenkeller" GmbH, Pirna; 5Praxis für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin, Kitzingen; 6Praxis für Kardiologie und Angiologie, Mediclin MVZ, Dessau-Roßlau; 7Arztpraxis Spieren und Kollegen, Wenden; 8Medical Affairs, Novartis Pharma GmbH, Nürnberg;
Hintergrund und Ziele: Für Patienten mit Herzinsuffizienz (HF) mit reduzierter Ejektionsfraktion ≤ 40 % (HFrEF) empfehlen die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) eine frühzeitige Vierfachtherapie, die ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (Sacubitril/Valsartan), Betablocker, MRA und SGLT2-Inhibitor umfasst. Die Leitlinien betonen auch die Bedeutung eines multidisziplinären Behandlungsprogramms. Seit 2016 baut die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie Netzwerkstrukturen auf und zertifiziert niedergelassene Kardiologen, Schwerpunktkliniken bzw. überregionale Zentren als Heart Failure Units (HFUs). Diese regionalen Strukturen zielen auf eine umfassende Betreuung von HF-Patienten ab, von der frühen Diagnose über akute Hospitalisierung bis hin zur Langzeitbetreuung. Das Konzept der HFUs orientiert sich an den Quality Centers of Care (QCC) der Heart Failure Association (HFA) der ESC. Kürzlich hat die ESC Qualitätsindikatoren (QIs) für die HF-Versorgung entwickelt. Das primäre Ziel der CONNECT Studie ist es, die Qualität der HF-Patientenversorgung in der klinischen Praxis in den verschiedenen HFU- und Nicht-HFU-Einrichtungen in Deutschland unter Verwendung dieser neuen ESC QIs zu beschreiben.

Studiendesign: CONNECT ist als 6-monatige, multizentrische, prospektive, nicht-interventionelle Studie konzipiert, die 1.000 erwachsene HFrEF-Patienten mit einem Dekompensationsereignis in den letzten 3 Monaten einschließt. Es werden vier HFU- und Nicht-HFU-Kohorten mit jeweils 25 Zentren berücksichtigt (siehe Abbildung): überregionale HFU-Zentren / HFU-Schwerpunktkliniken (Kohorte A), HFU-Schwerpunktpraxen (Kohorte B), niedergelassene Nicht-HFU-Kardiologen (Kohorte C) und niedergelassene Allgemeinmediziner und hausärztlich tätige Internisten (Kohorte D). Die Patienten werden entsprechend der klinischen Routine behandelt und nachverfolgt. Empfohlen ist die Datenerhebung zum Zeitpunkt des Indexereignisses sowie etwa 3 und 6 Monate nach Dekompensation. Der primäre Endpunkt der Studie bewertet anhand des Opportunity-based Composite QI der ESC die Qualität der HF-Versorgung in den einzelnen Kohorten. Zu den sekundären Endpunkten zählen Patientencharakteristika, die einzelnen ESC-QIs und der All-Or-None Composite QI der ESC. Weitere sekundäre, QI-unabhängige Endpunkte sind die Zeit bis zur Behandlung, der Anteil der Tage mit Vierfachbehandlung und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.

Schlussfolgerungen: CONNECT ist die erste Studie zur prospektiven Bewertung von ESC QI-Implementierung und Leistungsparametern in HFU- im Vergleich zu Nicht-HFU-Einrichtungen in der klinischen Praxis in Deutschland. Die Zentrenrekrutierung ist weitgehend abgeschlossen, die Patientenrekrutierung angelaufen. CONNECT wird das gesamte Spektrum struktureller Versorgungsstufen und klinischer Settings abdecken, einschließlich der ersten oder wiederholten akuten Dekompensation sowie der postakuten chronischen HF. Dies wird wertvolle Einblicke in die HF-Versorgung in Deutschland mit ihren einzigartigen HFU-Strukturen liefern sowie in die Machbarkeit und den Status quo des neuen HFrEF-Behandlungsalgorithmus mit früher Vierfachtherapie. Die Ergebnisse von CONNECT werden Aufschluss über die Wirksamkeit der in Deutschland implementierten QCCs als Mittel zur Überwindung der segmentierten Versorgungslandschaft geben und könnten als Vorbild für ähnliche Untersuchungen im Rahmen des aktuellen iCARE-HF-Programms des HFA-ESC dienen.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2023/aV71.html