Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Symptomatik, Befunde und Therapieerfolge bei Post/Long-COVID-Syndrom von Kindern und Jugendlichen in der stationären mindestens 6-wöchigen Rehabilitation
R. Eyermann1, A. Joas2, H. Langhof2
1Kinder- und Jugendmedizin, Kinderkardiologie, Sportmedizin, Sportkardiologie (DGK), Allgemeinmedizin, Dr. Eyermann, München; 2Rehabilitation für Kinder und Jugendliche, AHB, Kind-Mutter/Vater-Rehabilitation, Klinik Schönsicht, Berchtesgaden;

Zielsetzung:
Als Folge der Covid19 Pandemie sehen wir zunehmend auch Kinder u. Jugendliche, die nach stattgehabter SARS-CoV2-(Mehrfach)Infektion auch Monate danach noch persistierende Beschwerden haben. Wir berichten über Symptome u. Behandlungsergebnisse unserer Patienten.   

Methodik:
Klinische, Labor- u. Funktionsdaten bislang 14 stationärer Patienten.

Ergebnis:
Bei der Mehrzahl unserer Patienten (8 von 14) erfolgte die Einweisung aufgrund ME/CFS nach mehrfachen Infektionen mit SARS-CoV2. Die Symptome der Infektion waren meistens ausgeprägt. Die Erstbehandlung erfolgte in der Regel zuhause. Die Patienten waren meist BMI-normal u. vor ihrer Erkrankung sportlich u. ehrgeizig.

Bei Aufnahme fanden sich sign. Zeichen unverhältnismäßiger Erschöpfung nach bereits geringer psychischer oder physischer Anstrengung. Die Patienten klagten über erhöhte Geräuschempfindlichkeit, Belastungsintoleranz u. kognitive Dysfunktion mit Wortfindungsstörungen, Konzentrationsschwäche u. Kopfschmerzen. Die körperliche Belastungsgrenze lag bei Aufnahme bei @ 1 W/kg KG. Auch zeigten sich sign. pulmonale Belastungsobstruktionen (FEV1↓). In der Regel war progediente Verschlechterung der Symptomatik vorbeschrieben. Schulbesuch u. sportliche Betätigung waren seit Längerem nicht oder nur eingeschränkt möglich. Schlafstörungen, Depressionen, Angst- u. Panikstörungen waren vielfach zu beobachten, ebenso PEM, jedoch nur in wenigen Fällen > 14 Std anhaltend.

An körperlichen Symptomen beobachteten wir gehäuft paroxysmale Tachykardien, die unter Belastung schlagartig einsetzten; Des Weiteren belastungsabhängige subkostale zunehmend unerträgliche stechende pulmonale Schmerzen bei restriktiver Lungenfunktionseinschränkung, ein retrosternales Brennen oder pektanginöse Beschwerden mit beängstigendem präkordialem Druckschmerz mit Kollaps und Hyperventilationstetanie. Häufig sahen wir eine belastungsabhängige orthostatische Intoleranz bzw. ein POTS. Gehäuft klagten die Jugendlichen über Muskelverspannung u. Gliederschmerzen. In Einzelfällen wurden GI-Beschwerden berichtet.  

Eine Impfung gegen SARS-CoV2 war meist erst nach der 1. Infektion erfolgt. Nach Manifestation der chronischen Beschwerden war in allen Fällen umfangreiche Diagnostik an Uni-Zentren erfolgt, wesentliche Organschäden ausgeschlossen. Laborchemisch zeigten sich typischerweise erhöhte IgE Spiegel. Z.T. fand sich vorübergehend eine deutliche Fe-Mangelanämie.

Wir rehabilitierten mit symptomorientierter niedrigdosierte Sporttherapie, Atemtherapie (Rhythmus u. Tiefe), Physiotherapie, Ergotherapie u. Pacing-Training durch psychologische Einzel- u. Gruppentherapie, Schlafhygiene. Bei orthostatischer Dysregulation behandelten wir mit Kneipen u. Trockenbürsten, zusätzlich reichlicher Flüssigkeitszufuhr. In der Regel Substitutionstherapie mit Vitaminen, Spurenelementen u. L-Arginin nach Leitlinie, z.T. wurde Ivabradin eingesetzt.

Konklusion:
In unserem Patientenkollektiv sahen wir alle der als typisch beschriebenen Leitsymptome des Post-COVID-Syndrom in unterschiedlichen Ausprägungen. Laborchemisch ließen sich teilweise stark erhöhte IgE Spiegel (lit. TH1-TH2-Shift) als „Entzündungskorrelat“ nachweisen. Überforderung führte regelmäßig zu Symptomverschlechterung während konsequentes Pacing in fast allen Fällen zu deutlicher Besserung subjektiven Befindens u. psychischer u. physischer Leistungsfähigkeit führte. Objektiv konnte die Leistungsfähigkeit zumeist mittels GA1 Training bis auf 1,5-2W/kg KG gesteigert werden. 


https://dgk.org/kongress_programme/ht2023/aV669.html