Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Hochsensitives Troponin (hsTnT) als Prädiktor für die intrahospitale Mortalität bei akuter Lungenembolie
A. Angleitner1, S. Tribunyan1, C. W. Israel1
1Innere Medizin, Kardiologie, Nephrologie und Diabetologie, Evangelisches Klinikum Bethel, Bielefeld;
Hintergrund: Erhöhte Werte für hochsensitives Troponin T (hsTnT) weisen auf eine Herzmuskelschädigung hin. Auch eine Lungenembolie (LE) kann zu einem erhöhten hsTnT führen, was im PESI-Score berücksichtigt wird. Ob auch das Ausmaß der hsTnT-Erhöhung mit der Schwere der LE assoziiert ist und ein Instrument zur Therapiestratifizierung (konservativ, Lyse, Thrombektomie) in der Notaufnahme darstellen kann, ist bislang wenig bekannt. Für diese Fragestellung wurde die intrahospitale Sterblichkeit von Patienten mit einer LE in Abhängigkeit vom hsTnT-Wert bestimmt. Patienten und Methodik: Diese retrospektive Studie schloss alle konsekutiven Patienten mit einer akuten LE im Zeitraum von 2019 bis 2022 ein, bei denen das hsTnT bestimmt wurde. Neben dem hsTnT (Testreagenz Elecsys©, Fa. Roche) wurden kardiale Biomarker und Laborparameter wie NTproBNP und D-Dimere sowie EKG- und Echokardiographie-Parameter bestimmt. Die statistische Analyse wurde mit SPSS Version 27 durchgeführt, es wurden parametrische Tests (t-test) und eine ROC-Kurve verwendet. Ein p-Wert <0,05 wurde als signifikant betrachtet.
Ergebnisse: Von 670 Patienten mit einer LE im analysierten Zeitraum lagen bei 325 Patienten (48,5%) hsTnT-Werte vor, sodass sie in die Analyse eingeschlossen werden konnten (Patienten-Charakteristika s. Tab.1)
Frauen/Männer  173/152 (53/47 %)
Alter (Jahre)  69 ± 18
Herzinsuffizienz  26 (8 %)
KHK  37 (11 %)
Hypertonie  147 (52 %)
Diabetes mellitus  57 (18 %)
Neoplasma   45 (14 %)
 Niereninsuffizienz  42 (13 %)
 Reanimation  30 (9 %)

Tabelle 1: Patientencharakteristika. KHK = Koronare Herzerkrankung, Neoplasma: aktuell oder in der Vorgeschichte.

Das hsTnT war bei 261 Patienten (80%) erhöht. Die 55 Patienten (17 %), die während des stationären Aufenthaltes verstarben, waren älter (77 vs. 67 Jahre, p<0.001) und zeigten signifikant höhere Werte für hsTnT (165 vs. 77 pg/ml; p<0,001), NTproBNP (11.026 vs. 4037 pg/ml, p<0,005) und LDH (583 vs. 256 U/l; p<0,005). Keine Unterschiede wurden für D-Dimere, Kreatininkinase, CRP und Ferritin gefunden. Echokardiographisch hatten verstorbene Patienten eine schlechtere linksventrikuläre Ejektionsfraktion (43 vs. 57%; p<0,05) und einen höheren systolischen pulmonal-arteriellen Druck (55 vs. 37 mmHg; p < 0,05). Im EKG konnte kein Unterschied bezüglich Herzfrequenz oder Lagetyp gefunden werden. Mithilfe einer ROC-Kurve für hsTnT und In-Hospital-Mortalität wurde eine AUC von 0,79 KI (0,73; 0,84; p<0,001, Abb. 1) erstellt. Bei einem Cut-off von 14,5 ng/l beträgt die Sensitivität des Tests 100% und die Spezifität 26%. Mit einem Cut Off bei 77 ng/l beträgt die Sensitivität 69% und die Spezifität 73% für In-Hospital-Mortalität, bei einem hsTnT 300 ng/l lag die Spezifität für die Mortalitätsprädiktion bei 95%.


Schlussfolgerung: Bei 80% der Patienten mit akuter Lungenembolie war das hsTnT erhöht, die In-Hospital-Mortalität korrelierte mit dem hsTnT-Wert. Ein hsTnT von 14,5 ng/l ist unselektiv und ungeeignet für die Mortalitätsprädiktion, 77 ng/l erscheint mit einer Sensitivität von 69% und einer Spezifität von 73% klinisch nützlich. Bei einem hsTnT ≥300 pg/ml liegt die In-Hospital-Mortalität bei 95%.

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