Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Selektionskriterien für die Echokardiographie nach akutem ischämischem Schlaganfall oder retinalem Arterienverschluss – eine retrospektive Kohortenstudie
C. Vogl1, C. Vollmuth1, G. Fette2, S. Störk3, M. Nentwich4, K. G. Häusler1, C. Morbach5
1Neurologische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 2Servicezentrum Medizin-Informatik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 3Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 4Augenklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 5Medizinische Klinik I, Kardiologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg;

Hintergrund: Die transthorakale (TTE) und transösophageale Echokardiographie (TEE) sind als Goldstandard der Bildgebung nach ischämischem Schlaganfall (IS) anzusehen und in der Praxis etabliert. Die Häufigkeit pathologischer Echokardiographie-Befunde und deren klinische Relevanz nach retinalem Arterienverschluss (RAV) ohne klinischen Hinweis für einen Schlaganfall sind hingegen weitestgehend unbekannt. Zur optimalen Verteilung der vorhandenen, echokardiographischen Ressourcen sind deshalb im klinischen Alltag Auswahlkriterien für die Priorisierung oder den Verzicht auf TTE und/oder TEE erforderlich.  

Methoden: Retrospektive Analyse mittels des am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) etablierten Data Warehouse PaDaWan unter Berücksichtigung aller Patient:innen, die in den Jahren 2015-2019 auf der Stroke Unit der Neurologischen Klinik bzw. in der Augenklinik des UKW stationär behandelt wurden. In Abhängigkeit des echokardiographischen Befundes wurden die Patient:innen nach folgenden Kriterien gruppiert: gesicherte kardiale Emboliequelle (Thrombus im linken Herzen/echokardiographisch einsehbare Aorta, Endokarditis), mögliche kardiale Emboliequelle (ulzerierter Aortenplaque, persistierendes Foramen ovale, linksatrialer spontaner Echokontrast, kardialer Tumor, Vorhofseptum-Pouch) und keine kardiale Emboliequelle. Die statistische Analyse erfolgte im Gruppenvergleich mittels Chi-Quadrat-Test, exaktem Test nach Fischer und Mann-Whitney-U-Test.

Ergebnisse: Eine Echokardiographie wurde bei 1877 Patient:innen mit IS (57% Männer, 72±13 Jahre, TTE 86%/TEE 55%) und 136 Patient:innen mit RAV (64% Männer, 71±13 Jahre, TTE 99%/TEE 49%) durchgeführt. Nach IS wurde bei 45 (2,4 %) Patient:innen eine sichere und bei 474 (25,3 %) eine mögliche kardiale Emboliequelle detektiert. Nach RAV wurde bei 2 (1,5 %) Patient:innen eine sichere und bei 20 (14,7 %) Patient:innen eine mögliche kardiale Emboliequelle identifiziert. Im gesamten Kollektiv (IS und RAV) wurde mittels TTE eine sichere Emboliequelle bei 9 (1,0 %) Patient:innen und mittels TEE bei 38 (3,5 %) festgestellt, während eine mögliche Emboliequelle mittels TTE bei 19 (2,1 %) und mittels TEE bei 475 (43,5 %) detektiert wurde. Patient:innen mit detektierter kardialer Emboliequelle zeigten sich durchschnittlich jünger als jene ohne Nachweis einer kardialen Emboliequelle (p=0,025; Tabelle). Im Gruppenvergleich zeigten sich keine Unterschiede bzgl. des LDL-Cholesterinwerts, dem Vorliegen einer arteriellen Hypertonie, eines Diabetes mellitus, des Geschlechts sowie atherosklerosklerotischer Wandveränderungen der Halsgefäße (Tabelle).

Schlussfolgerung: Bei Patient:innen mit IS oder RAV konnte mittels TEE eine höhere Rate an sicheren und möglichen kardialen Emboliequellen detektiert werden als mittels TTE. Abseits des Patient:innenalters und des Vorliegens eines Vorhofflimmerns konnten keine Selektionskriterien hinweisend auf eine kardiale Emboliequelle objektiviert werden.

https://dgk.org/kongress_programme/ht2023/aV661.html