Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Erneute Myokarditis…. Oder doch nicht?
S. Rogowski1, F. Straube1, E. Hoffmann1, A. Schlichting1, A. Mohl1
1Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, München Klinik Bogenhausen, München;

Einführung

Troponin I und T sind besonders empfindliche und spezifische Marker für Myozytenschäden. Eine Myokardschädigung kann aufgrund einer Diskrepanz zwischen Sauerstoffangebot und -bedarf (z. B. Verschluss der Koronararterien und Herzrhythmusstörungen), anderen kardialen Ursachen (z. B. Perikarditis, Myokarditis, Herzoperation, Kardioversion usw.) oder systemischen Erkrankungen (z. B. Sepsis, Schlaganfall und chronische Nierenerkrankung) auftreten. Möglich sind jedoch auch erhöhte Troponinwerte als falsch positives Ergebnis, das auf analytische Störungen durch Bestandteile im Blut des Patienten zurückzuführen sein kann. Der aktuelle Fall beschreibt ein falsch positives Troponin-Ergebnissen, die durch analytische Interferenzen verursacht.

Case-report

18-jähriger Leistungssportler (Basketball) mit der Anamnese einer Myokarditis vor 15 Monaten mit damals dreimonatiger Sportpause kommt erneut mit Fieber und Abgeschlagenheit – nebst einer Mononukleose (EBV IgG und IgM positiv) erneut erhöhte kardiale Biomarker (Abbott, chemiluminescent microparticle immunoassays (CMIA), Troponin I: 144ng/l; Norm <54ng/l). Zunächst Sportkarenz und erneuter V.a. Myokarditis – echokardiographisch und elektrokardiographisch aktuell keine Auffälligkeiten. Diesmal im kardialen MRT unauffälliger Befund. Erneute Laborkontrollen seriell erhöhtes Troponin I 98ng/l und 160ng/l) – Patient inzwischen klinisch beschwerdefrei.

Weiterhin bei erhöhtem Troponin keine Sportfreigabe für den Leistungssport und Laborkontrolle mit Troponin-Test eines anderen Herstellers (Siemens Dimension EXL High-Sensitivity Troponin I (TNIH) Assay; Troponin I 98,9ng/l; Norm <26,2ng/l). Bei V.a. falsch-positiven bzw. chronisch erhöhtem Troponin bei zusätzlicher EBV-Infektion und Ausbildung möglicher heterophiler Antikörper zunächst Bestimmung des hs Troponin-T mit unauffälligem Befund (Roche ElecSys; Troponin T: 7ng/l; Norm <14ng/l). Zusätzliche Laboranalysen mit Blockade heterophiler Antikörper zeigte nun unauffällige Troponin-Resultate, so dass eine Sportfreigabe des Leistungssportöer bei falsch erhöhten Troponinwerten erfolgen konnte.

Schlussfolgerung

Troponin I und T sind hochempfindlich und spezifisch, da sie ausschließlich im Myokard exprimiert werden. Sobald kardiale und andere nicht kardiovaskuläre Erkrankungen (z. B. chronische Nierenerkrankung und Sepsis) ausgeschlossen sind, sollte ein falsch positives Ergebnis vermutet werden (insbesondere bei statisch erhöhten Ergebnissen, die nicht zum klinischen Bild passen).

Aufgrund der klinischen Korrelation sollten Sie erwägen, Proben zur Analyse auf einer anderen Immunoassay-Testplattform einzusenden, um ein falsch positives Ergebnis objektiv nachzuweisen: Einmal identifiziert, kann dies erhebliche Auswirkungen auf das zukünftige Patientenmanagement haben. Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, Troponinkonzentrationen im Kontext des klinischen Zustands eines Patienten und anderer Untersuchungen, wie z. B. EKGs, Echokardiographie, ggf. cardioMRT zu interpretieren.


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