Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02302-4

Dosis-dichte Anthrazyklintherapie zur Behandlung des Mamma-Ca: 10 Jahresdaten der kardiologischen Nachsorge
D. Finke1, M. Heckmann1, J. Lehmann2, N. Frey1, A. Schneeweiss3, F. Marmé4, L. H. Lehmann1
1Klinik für Innere Med. III, Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg; 2Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg; 3Sektion Gynäkologische Onkologie, Universitäsklinikum Heidelberg, Heidelberg; 4Gynäkologisches Krebszentrum Rhein-Neckar, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim;

Onkologische Studien haben gezeigt, dass beim Mamma-Carcinom eine dosisdichte Applikation mit Verkürzung der Zyklusdauer bei gleicher kumulativer Dosis einen positiven therapeutischen Effekt im Hinblick auf onkologische Endpunkte zeigt. Über die langfristigen kardialen Auswirkungen dieser Behandlungsstrategie im Vergleich zur nicht-dosisdichten Applikation ist nichts bekannt.

In einer Kohortenkontrollstudie mit 123 Patientinnen mit Brustkrebs untersuchten wir die Auswirkungen einer dosisdichten Anthrazyklinbehandlung (n=66) im Vergleich zu einem regulären Behandlungsprotokoll (n=57).  Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 113 (17) Monate. Während der Nachbeobachtungszeit starben 14 (21,2 %) Patientinnen im dosisdichten Behandlungsarm und 20 (35,1) Patientinnen im Kontrollarm.  Am Ende des Nachbeobachtungszeitraums wurden alle überlebenden Patientinnen, die im Hauptstudienzentrum behandelut wurden (n=70), zu einer kardiologischen Untersuchung einschließlich Echokardiographie, EKG und Bestimmung der Biomarker eingeladen. 35 Patientinnen wurden untersucht (16 aus der Gruppe mit dosisdichter Applikation und 19 Patientinnen aus der Kontrollgruppe).

In der kardiologischen Nachsorge gab es keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der linksventrikulären Funktion (LVEF: 58,07 (5,40)% vs. 59,58 (3,70)%, p=0,34), im globalen longitudinalen Strain(-18,32 (3,09)% vs. -19,78 (2,99)% p=0,213), der Erregungsleitungszeit (QRS 86,88 (6. 58) ms vs. 83,63 (7,62) ms p=0,191, PQ 144,50 (18,71) ms vs. 160,58 (28,30) ms p=0,061), Repolarisationszeit (QTc 407,25 (10,45) ms vs. 411,32 (27,23) ms p=0,578), Nierenfunktion (100,10 (15,34) ml/min1,76m² vs. 94. 88 (14,54) ml/min1,76m² p=0,316) oder bei den kardiale Biomarker (NT-proBNP 189,88 (302,09) ng/l vs. 159,53 (171,75) ng/l p=0,712 und hs-cTnT 4,88 (1,67) pg/ml vs. 5,11 (1,56) pg/ml p=0. 676). Von onkologischer Seite zeigte sich keine signifikante Reduktion der Gesamtmortalität (p=0.12). Allerdings war ein dosisdichtes Therapieschema mit einer signifikanten Downstaging und verminderten Rezidivrisiko vergesellschaftet (p=0.047 bzw. p=0.03)

Zusammenfassend führte eine Verkürzung des Dosierungsintervalls zu einem erfolgreicheren Downstaging und einem verminderten Rezidivrisiko, während auch in einem sehr langen Nachbeobachtungsintervall keine Zunahme der Kardiotoxizität beobachtet werden konnte.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2023/aP582.html