Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02087-y

Stereotaktische Strahlentherapie für Patienten mit therapierefraktären ventrikulären Tachykardien – Interim- Analyse der multizentrischen RAVENTA-Studie
D. Krug1, A. Zaman2, L. Eidinger1, J. Boda-Heggemann3, B. Rudic4, F. Mehrhof5, L.-H. Boldt6, D. Buergy3, M. Grehn1, J. Fleckenstein3, A. Kluge7, S. Hohmann8, D. Rades9, R. R. Tilz10, F.-A. Siebert1, A. Schweikard11, R. Vonthein12, J. Dunst1, H. Bonnemeier13, O. Blanck1
1Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel; 2Klinik für Innere Medizin III, Schwerpunkt Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel; 3Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Universitätsmedizin Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim; 4I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim; 5Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin; 6CC11: Med. Klinik m.S. Kardiologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin; 7Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin; 8Kardiologie und Angiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover; 9Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck; 10Klinik für Rhythmologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck; 11Institut für Robotik und kognitive Systeme, Universität zu Lübeck, Lübeck; 12Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Universität zu Lübeck, Lübeck; 13Klinik für Innere Medizin, Helios Klinik Cuxhaven, Cuxhaven;

Fragestellung: Die stereotaktische Strahlentherapie (SBRT) hat sich in ersten monozentrischen prospektiven Studien und einigen retrospektiven Fallserien als vielversprechende Behandlungsoption für Patienten mit therapierefraktären ventrikulären Tachykardien (VT) erwiesen. Bislang liegen weltweit keine Daten aus multizentrischen Studien und verschiedenen Behandlungsplattformen vor.

Methodik: Die prospektive multizentrische RAdiochirurgie für VENtrikuläre TAchykardien (RAVENTA) Studie untersucht eine SBRT mit 25 Gy in einer Fraktion bei Patienten mit therapierefraktären VT. Primärer Endpunkt ist Durchführbarkeit im Sinne der vollständigen Dosisapplikation und Sicherheit des Verfahrens im Sinne einer Inzidenz ≤ 5% von schweren (Grad 3) behandlungsbedingten Komplikationen innerhalb von 30 Tagen nach Therapie. Die protokollgemäße Interim-Analyse nach 5 von 20 geplanten Patienten wird präsentiert.

Ergebnisse: Zwischen 10/2019 und 12/2021 konnten an 3 Zentren insgesamt 5 Patienten (Alter 64 ± 9 Jahre, ischämische KM in 2 Patienten, 26 ± 26 ICD Schocks und 29 ± 88 ATP Therapien 3 Monate vor Therapie) eingeschlossen werden (Tab. 1). Die SBRT konnte ohne Komplikationen durchgeführt werden. Es traten keine schweren (Grad 3) behandlungsbedingten Toxizitäten oder Beeinträchtigungen der linksventrikulären Ejektionsfraktion auf. Zudem traten keine akuten kardiologischen Komplikationen auf. Im Verlauf kam es bei 4 von 5 Patienten zu einer deutlichen Abnahme der VT-Ereignisse und zur anhaltenden VT-Freiheit bis zur letzten Nachsorge (Abb. 1).

Schlussfolgerung: Diese initialen Daten der weltweit ersten multizentrischen Studie zur kardialen SBRT von Patienten mit therapierefraktären VT zeigen eine sichere Durchführbarkeit ohne therapieassoziierte schwere Komplikationen innerhalb 30 Tagen nach Behandlung. Bei der Mehrheit der behandelten Patienten konnte eine klinisch signifikante Reduktion der VT-Last erzielt werden. Mittlerweile wurde die Studie auf 6 Zentren erweitert und wird fortgesetzt.



Tabelle 1: Übersicht über die behandelten RAVENTA Patienten.  
KM = Kardiomyopathie, ITV: Internal Target Volume, DIBH: Deep Inspiration Breath Hold, DCA: Dynamic Conformal Arc, VMAT: Volumetric Modulated Arc Therapy, CTV: Clinical Target Volume, PTV: Planning Target Volume.

Geschlecht [m/w/d]

m

m

m

m

w

Alter [Jahre]

74

68

67

49

63

Grunderkrankung

dilatative
KM

dilatative
KM

ischämische KM

hypertrophe KM

ischämische KM

LVEF [%]

35

40

35

45

20

Antiarrhythmika

Amiodaron Mexiletin   Bisoprolol

Amiodaron Metoprolol

Amiodaron Metoprolol

Amiodaron Mexiletin   Bisoprolol

Amiodaron Mexiletin Lidocain

Vorherige Ablationen

0

6

5

3

1

VT-Episoden bis 3 Monate vor Behandlung

57 (elektrischer Sturm)

5

2 (induzierbar)

4

280 (elektrischer Sturm)

Defibrillator Schocks (vor Behandlung)

0

0

0

4

58

ATP Therapie (vor Behandlung)

15

0

1

6

201

Bewegungskompensation

ITV

ITV

DIBH

ITV

ITV

Behandlungstechnik

4 DCA

6 DCA

3 VMAT Arcs

Robotisch

3 VMAT Arcs

CTV [ml]

8,1

7,0

10,8

34,4

6,0

PTV [ml]

80,7

80,1

44,4

69,6

43,4

Behandlungsdauer [min]

16

20

61

39

9

VT-Episoden nach Behandlung

8
(FU = 1 Jahr)

0
(FU = 1 Jahr)

0
(FU < 1 Jahr)

21 (Verstorben 8 Wochen nach SBRT)

51
(Ablation neue VT
Morphologie
FU < 1 Jahr)

Defibrillator Schocks
nach Behandlung

0

0

0

1

31

ATP Therapie nach Behandlung

8

0

0

20

20



Abbildung 1: Verlauf der Anzahl der VT Episoden. *VT mit differenter VT Morphologie -> zusätzliche Katheterablation, **Pat. mit refraktärer VT und elektrischem Sturm verstorben 8 Wochen nach SBRT.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2022/aPP275.html