Hintergrund:
Extrakorporale Unterstützungssysteme nutzen großkalibrige Kanülenzugänge von mindestens 14Fr. Während der Implantation und der Verweildauer im Gefäßsystem zur Behandlung des zu Grunde liegenden Krankheitsbildes kann es zu komplexen, schwierig zu beherrschenden lokalen Komplikationen kommen. Eine möglichst genaue Charakterisierung von Leistenkomplikationen hinsichtlich ihrer Häufigkeit, des Managements und postinterventionellen Verlaufs ist erforderlich.
Methodik:
Von 2004 bis 2022 erfolgte bei Patienten, welche ein extrakorporales Kreislaufunterstützungssystem erhielten (Impella (Impella CP), veno – arterielle extrakorporale Membranoxygenierung (VA – ECMO), extrakorporale Membranoxygenierung in Kombination mit einer Impella CP (ECMella)) eine Einschätzung des Lokalbefundes des Gefäßzuganges, der Extremität, sowie der assoziierten Komplikationen nach den Kriterien des Bleeding Academic Research Consortium (BARC), der Global Utilization of Streptokinase and tPA for Occluded Coronary Arteries (GUSTO) und des Valve Academic Research Consortium (VARC) -2.
Ergebnisse:
263 Patienten wurden in die Analyse eingeschlossen (Alter: 60.2 ± 14.7 Jahre; Männer: 194 (74%)). Via lower body cannulation erfolgte die Einlage von 207 VA – ECMOs (79%), 31 ECMellas (12%) und 25 Impellas (9%). Die Anlage der VA – ECMO erfolgte dabei am häufigsten unter Reanimationsbedingungen (VA – ECMO: 92% vs. ECMella: 8% vs. Impella: 0%; p < 0.001). Die verwendete Standard - Schleusengröße der Impella betrug 14 Fr. Bei ECMellas wurden arterielle Kanülengrößen von 20.4 ± 0.9 Fr und venöse Kanülengrößen von.: 22.6 ± 1.0 Fr, sowie eine Beinperfusion von 6.9 ± 0.3 Fr eingesetzt. VA – ECMO Patienten erhielten arterielle Kanülen der Größe 19.6 ± 1.4 Fr, venöse Kanüle mit 22.2 ± 1.4 Fr, sowie Beinperfusionskanülen von 7.2 ± 1.1 Fr. 92% der Patienten mit VA – ECMO und 94% der Patienten mit ECMella erhielten eine antegrade Beinperfusion. Anhand der VARC – 2 - Kriterien ließen sich vorwiegend bei VA – ECMO Patienten kritische Lokal – und Extremitätenbefunde erheben (VA- ECMO: 78%; ECMella: 19%; Impella: 3%; p < 0.01), wobei am häufigsten die ipsilaterale Ischämie (klinisch: kalte Extremität und / oder fehlender Puls und / oder Marmorierung mit beginnender Steifigkeit) als major Komplikation aufgetreten ist vorwiegend bei VA- ECMO Versorgung (VA – ECMO: 73%; ECMella: 22%; Impella: 5%; p < 0.001). 21% der Patienten erhielten auf Grund dessen eine Intervention besonders bei Versorgung mittels VA- ECMO (76%). Im gesamten Kollektiv traten moderate Blutungen im Leistenbereich gemessen anhand der GUSTO - Kriterien auf (45%). Nach BARC - Kriterien konnten diese weiter auf den Typ3a quantifiziert werden. Zum Einsatz kamen im Median 6 (2 - 12) Erythrozytenkonzentrate (EK) im Gesamtkollektiv (VA- ECMO: 7 (3 - 12); ECMella: 12.5 (6.7 – 27.5); Impella: 3 (1 - 5); p < 0.01). Der Großteil des EK - Bedarfs innerhalb der ersten 24h Betriebsdauer entfällt dabei relevant auf VA- ECMO Patienten (VA – ECMO: 57%, ECMella: 42%; Impella: 33%, p<0.01).
Schlussfolgerung:
Komplikationen an der Insertionsstelle extrakorporaler Kreislaufunterstützungssysteme sind häufig. Insbesondere bei Einsatz einer VA - ECMO und notfallmäßiger Anlage ist mit Blutungen und kritischen Beinischämien zu rechnen. Es sollten standardisierte Protokolle zur Erfassung und frühen Detektion peripherer Komplikationen von speziell auf das follow – up ausgewiesene interdisziplinäre Teams etabliert werden.