Einleitung: Zur Frequenzkorrektur der QT-Zeit im Oberflächen-EKG (korrigierte QT-Zeit; QTc) sind verschiedene formelbasierte Ansätze entwickelt worden, unter anderem Bazett (1920; QTcB), Fridericia (1920; QTcF), Hodges (1983; QTcH), Rautaharju (1990; QTcR) und Framingham Study Group (Sagie 1992; QTcFm). Häufig werden QT-Analysen auch unter standardisierter ergometrischer Belastung durchgeführt. In der klinischen Praxis wird - trotz kritischer Beurteilung in der Literatur - die Bazett-Formel am häufigsten angewendet. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, durch eine mathematisch-graphische Analyse einen direkten, visuell unmittelbar erfassbaren Vergleich dieser Korrekturformeln zu ermöglichen. Insbesondere soll überprüft werden, wie sich die verschiedenen Formeln im Grenzbereich zwischen pathologischen und nicht-pathologischen QTc-Werten verhalten.
Methodik: Jede der fünf herangezogenen Korrekturformeln wurde in getrennten Modellierungen jeweils als Referenzformel verwendet. Anhand der umgestellten Referenzformel wurden für RR-Intervalle (RR) 1,2 s – 0,3 s bzw. Herzfrequenzen (HF) 50 - 200/min diejenigen QT-Zeiten errechnet, die ein QTc von 480 ms ergeben. Anschließend wurde mit den anderen Formeln für die errechneten QT-Zeiten das jeweilige QTc ermittelt. Diese Daten wurden in einem Koordinatensystem gegeneinander aufgetragen, und zwar RR als Abszisse, QTc als Ordinate. Es wurde davon ausgegangen, dass QTc-Werte > 480 ms grundsätzlich als pathologisch zu interpretieren sind.
Ergebnisse: Die Kennlinie der Referenzformel verläuft in jedem Modell horizontal bzw. parallel zur Abszisse bei dem vorgegebenen QTc-Wert von 480 ms. Die Kennlinien der anderen Formeln zeigen einen stetigen Verlauf unter- oder oberhalb der Referenz-Kennlinie, der in dem jeweiligen Modell charakteristisch für die entsprechende Formel ist. Die Graphen aller Korrekturformeln schneiden sich bei RR 1,0 s (HF 60/min); abhängig vom jeweiligen Modell ist häufig nach Durchgang durch einen Scheitelpunkt ein weiterer Schnittpunkt mit der Referenzkennlinie bei niedrigerem RR bzw. höherer HF nachzuweisen, dem ein konkaver oder konvexer Verlauf des Graphen vorausgeht. Die Bazett-Formel führt im Verhältnis zu den anderen Korrekturformeln mit Ausnahme der Hodges-Formel zu einer Unterkorrektur bei RR < 1,0 s bzw. HF > 60/min; bei der Hodges-Formel kommt es nach einer Überkorrektur bei RR 1,0 – 0,36 s (HF 60 – 167/min) ab RR < 360 ms (HF > 167/min) zu einer Unterkorrektur, also einem Frequenzbereich, der von gut belastbaren Personen, insbesondere jüngeren Menschen, in der Ergometrie in der Regel erreicht wird. Gegenüber der Bazett-Formel weisen die Non-Bazett-Formeln eine Unterkorrektur bei RR > 1,0 s (HF < 60/min) auf, der am stärksten bei der Hodges-Formel ausgeprägt ist.
Zusammenfassung: Mit der vorgestellten Methode gelingt eine synoptische Gegenüberstellung verschiedener QTc-Formeln. Über- oder Unterkorrekturen können unmittelbar erfasst werden. Unterkorrekturen führen zur Ermittlung pathologischer QTc-Werte für QT-Ausgangswerte, die mit der Referenzformel noch als normal zu interpretieren wären. Hervorzuheben sind hier die Unterkorrektur durch die Bazett-Formel bei RR < 1,0 s (HF > 60/min), aber auch durch die Non-Bazett-Formeln bei RR 1,2 - 1,0 s (HF 50 - 60/min) sowie durch die Hodges-Formel in einem sehr hohen Frequenzbereich mit RR < 360 ms (HF > 167/min).



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