Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

COVID-19 und kardiovaskuläre Beteiligung: Neue Entität Hyperinflammation bei SARS-CoV-2-Infektion PIMS-TS bzw. MIS-C – Was bisher bekannt ist
R. Eyermann1
1Rehabilitation f. Kinder & Jugengliche, AHB, Kind-Mutter/Vater-Rehabilitation, Klinik Schönsicht, Berchtesgaden;

Hintergrund:
Bis dato Einreichung in D 215 PIMS-Fälle registriert, @60% auf ICU behandelt, 8% leiden bis dato unter Folgeschäden.

Methodik:
Selektive Literaturrecherche.

Ergebnisse:
Pathophysiologie von PIMS ist noch nicht geklärt; Zusammenhang mit COVID-19 ergibt sich aus Beobachtung, dass Erkrankungsgipfel mit @ 4 Wo. Verzögerung dem von SARS-CoV-2 (Gesamtbevölkerung) folgt u. einige der Kinder positiv getestet wurden.

Das neue Krankheitsbild hat noch keinen einheitlichen Namen. So bezeichnet das Europäische Zentrum für Prävention u. Kontrolle von Krankheiten (ECDC) das Syndrom als PIMS-TS für "Paediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2".

AAP u. WHO sprechen dagegen von MIS-C‚ für "Multisystem Inflammatory Syndrome in Children", schlagen folgende Diagnoserichtlinien:

          Alter < 21 Jahre mit Fieber

          Laborbefunde mit Beweis von Inflammation

          schwerer Krankheitsverlauf mit Notwendigkeit einer Hospitalisation

          Multiorganbeteiligung

          keine alternative Erklärung

          SARS-CoV-2-Nachweis in PCR o. Serologie o. Kontakt zu vermutetem o. bestätigtem Fall in den letzten 4 Wo.

 

Klinisches Bild gleicht häufig Kawasaki Syndrom (KS), @2/3 Patienten erfüllen die klassischen o. inkompletten KS-Kriterien. Zusätzlich treten weitere Symptome auf, wie respiratorische u. neurologische, sowie sehr häufig GI Symptome bis hin zu akutem Abdomen. Nicht KS-typisch Alter Patienten, @1/2 der Betroffenen > 5 Jahre alt, u. einige BB-Auffälligkeiten, z.B. Lymphopenie (@79,3%), Thrombopenie (@34,4%) sowie Hypertriglyzeridämie (@63%).

Therapie erfolgt z.Z. rein empirisch u. erfordert ICU-Überwachung. Patienten werden in Fallstudien meist mit 1 (39,3%) bzw. 2 (60,7%) i.v. Immunglobulinen (IVIG)-Dosen behandelt.

In Serie aus UK waren von 29 Kindern 6 Patienten nach der 1. Dosis IVIG afebril, 1 Patient erhielt zusätzlich oral Kortikosteroide nach IVIG. 1 Patientin mit V. a. Hyperinflammation nach vermuteter SARS-CoV-2-Infektion wurde erfolgreich mit hoch-dosiertem Anakinra behandelt u. konnte nach 8 Tagen aus Klinik entlassen werden. Übrige Patienten (23/28) erhielten IVIG kombiniert mit i.v. Methylprednisolon (IVMP) (9/28) o. zunächst IVIG alleine (2/28) u. bei fehlendem Ansprechen IVMP alleine (2/28) o. IVIG plus IVMP (11/28).

Unter IVMP plus IVIG entfieberten Patienten schneller als mit IVIG allein.

In ersten Beobachtungsstudien erkranken Kinder u. Jugendliche mit afrikanischer oder asiatischer Herkunft häufiger an PIMS; genetische Prädisposition?

Konklusion:
Entwicklung von PIMS-TS wird weiter aufmerksam gemonitort, in Deutschland in Registern (DGPI, DGPK, DGKJ).


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P965.htm