Hintergrund:
Aufgrund der Organknappheit warten jährlich allein in
Deutschland >50 Kinder auf ein Spenderherz. ABOi-HTx wäre ein gewisser Ausweg,
ist z.B. in den USA, aber bislang nicht in Deutschland zugelassen.
Die Transplantation (Tx) von Kleinkindern mit
ABO-inkompatiblen (ABOi) Herzen hat sich inzwischen in vielen Herzzentren von
einem experimentellen Ansatz zu einem Routineverfahren entwickelt. Frühere
Studien haben das gleiche Überleben nach ABOi u. ABO-kompatiblem (ABOc)-Tx
gezeigt, aber auch eine veränderte B-Zell-Reaktion u. eine geringere HLA-Sensibilisierung
nach ABOi-Tx mit noch unbekannten klinischen Auswirkungen gezeigt.
Führende Experten haben nun anhand einer großen
Registrierungskohorte die Ergebnisse von ABOi-Empfängern im Vergleich zu allen
u. direkt übereinstimmenden ABOc-Empfängern untersucht.
Methoden:
Daten der Pediatric Heart Transplant Society wurden
analysiert, um Kinder < 2 Jahre zu vergleichen, die ABOi oder ABOc-Tx
durchlaufen, wie von Spender- u. Empfängerblutgruppen zwischen 1999 u. 2017
identifiziert. Angesichts erheblich differenter demografischer Daten wurde
jeder ABOi-Empfänger direkt auf 2 ABOc-Empfänger nach Alter ± 1 Monat, Diagnose
u. Verwendung mechanischer Kreislaufunterstützung gematcht.
Ergebnis:
ABOi-Tx wurde bei 337 (16%) Kindern < 2 Jahre
vorgenommen. Diese Empfänger waren jünger, hatten niedrigere BSA, wurden in
jüngerer Zeit transplantiert u. hatten einen höheren Anteil an mechanischer
Kreislaufunterstützung als ABOc-Empfänger. Nach dem Matching blieben nur
erwartete Unterschiede in der Blutgruppe mit mehr O in der ABOi u. AB in der
ABOc-Gruppe bestehen. Das Post-Tx Graft Survival, die koronare Allograft Graft-Vaskulopathie
(CAV) u. die Malignität waren zwischen den Gruppen gleich. ABOi-Empfänger
hatten deutlich längere Zeit bis zur ersten Rejektion (p=0,03), hämodynamisch
kompromittierender Rejektion (p=0,01) u. erster schwerer Infektion (p=0,005).
Diese Outcome-Unterschiede blieben beim Vergleich von ABOi-Tx mit allen 1801
ABOc-Tx <2 Jahren trotz des geringeren Akuitätsprofils der letzteren
bestehen.
Konklusion:
In dieser großen Kohorte von Kleinkindern, die ABOi-Tx in
einem klinischen Routinesetting erhielten, waren die Raten von Graft Survival,
CAV u. Malignität äquivalent den gematchten ABOc-Empfängern. ABOi-Tx war mit
einer längeren Zeit bis zur Rejektion assoziiert, was auf eine bessere Graftakzeptanz
im Zusammenhang mit der erworbenen Blutgruppentoleranz hindeutet. ABOi-Tx war
auch mit längerer Zeit zu schwerer Infektion assoziiert, potenziell sekundär zu
weniger Rejektions-Behandlung. Die Benefits von ABOi-Tx, die in der gematchten Kohortenanalyse
beobachtet wurden, blieben bestehen, wenn sie gegenüber allen ABOc-Tx-Kindern
analysiert wurden.
Aufgrund langjähriger internationaler positiver
Studiendaten u. erneut dieser aktuellen Registerdaten sollte auch in
Deutschland über eine Zulassung der ABOi-HTx zur Bekämpfung des Organmangels
nachgedacht werden. In den USA z.B. ist sie seit 2014 erfolgt