Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

ABO Inkompatible(ABOi) Herztransplantation (HTx) bei Kleinkindern in internationalen Registerstudien: Weniger Rejektion und Infektion – Zulassung auch in Deutschland zur Bekämpfung der Organknappheit?
R. Eyermann1
1Rehabilitation f. Kinder & Jugengliche, AHB, Kind-Mutter/Vater-Rehabilitation, Klinik Schönsicht, Berchtesgaden;

Hintergrund:
Aufgrund der Organknappheit warten jährlich allein in Deutschland >50 Kinder auf ein Spenderherz. ABOi-HTx wäre ein gewisser Ausweg, ist z.B. in den USA, aber bislang nicht in Deutschland zugelassen.
Die Transplantation (Tx) von Kleinkindern mit ABO-inkompatiblen (ABOi) Herzen hat sich inzwischen in vielen Herzzentren von einem experimentellen Ansatz zu einem Routineverfahren entwickelt. Frühere Studien haben das gleiche Überleben nach ABOi u. ABO-kompatiblem (ABOc)-Tx gezeigt, aber auch eine veränderte B-Zell-Reaktion u. eine geringere HLA-Sensibilisierung nach ABOi-Tx mit noch unbekannten klinischen Auswirkungen gezeigt.
Führende Experten haben nun anhand einer großen Registrierungskohorte die Ergebnisse von ABOi-Empfängern im Vergleich zu allen u. direkt übereinstimmenden ABOc-Empfängern untersucht.

Methoden:

Daten der Pediatric Heart Transplant Society wurden analysiert, um Kinder < 2 Jahre zu vergleichen, die ABOi oder ABOc-Tx durchlaufen, wie von Spender- u. Empfängerblutgruppen zwischen 1999 u. 2017 identifiziert. Angesichts erheblich differenter demografischer Daten wurde jeder ABOi-Empfänger direkt auf 2 ABOc-Empfänger nach Alter ± 1 Monat, Diagnose u. Verwendung mechanischer Kreislaufunterstützung gematcht.

Ergebnis:
ABOi-Tx wurde bei 337 (16%) Kindern < 2 Jahre vorgenommen. Diese Empfänger waren jünger, hatten niedrigere BSA, wurden in jüngerer Zeit transplantiert u. hatten einen höheren Anteil an mechanischer Kreislaufunterstützung als ABOc-Empfänger. Nach dem Matching blieben nur erwartete Unterschiede in der Blutgruppe mit mehr O in der ABOi u. AB in der ABOc-Gruppe bestehen. Das Post-Tx Graft Survival, die koronare Allograft Graft-Vaskulopathie (CAV) u. die Malignität waren zwischen den Gruppen gleich. ABOi-Empfänger hatten deutlich längere Zeit bis zur ersten Rejektion (p=0,03), hämodynamisch kompromittierender Rejektion (p=0,01) u. erster schwerer Infektion (p=0,005). Diese Outcome-Unterschiede blieben beim Vergleich von ABOi-Tx mit allen 1801 ABOc-Tx <2 Jahren trotz des geringeren Akuitätsprofils der letzteren bestehen.

Konklusion:
In dieser großen Kohorte von Kleinkindern, die ABOi-Tx in einem klinischen Routinesetting erhielten, waren die Raten von Graft Survival, CAV u. Malignität äquivalent den gematchten ABOc-Empfängern. ABOi-Tx war mit einer längeren Zeit bis zur Rejektion assoziiert, was auf eine bessere Graftakzeptanz im Zusammenhang mit der erworbenen Blutgruppentoleranz hindeutet. ABOi-Tx war auch mit längerer Zeit zu schwerer Infektion assoziiert, potenziell sekundär zu weniger Rejektions-Behandlung. Die Benefits von ABOi-Tx, die in der gematchten Kohortenanalyse beobachtet wurden, blieben bestehen, wenn sie gegenüber allen ABOc-Tx-Kindern analysiert wurden. Aufgrund langjähriger internationaler positiver Studiendaten u. erneut dieser aktuellen Registerdaten sollte auch in Deutschland über eine Zulassung der ABOi-HTx zur Bekämpfung des Organmangels nachgedacht werden. In den USA z.B. ist sie seit 2014 erfolgt


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P962.htm