Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Jugendliche mit Adipositas permagna, Typ2-Diabetes und weiteren Folgeerkrankungen vor letzter Option bariatrischer Chirurgie – Beispielhafter Fallbericht und Therapiekonzept
R. Eyermann1
1Rehabilitation f. Kinder & Jugengliche, AHB, Kind-Mutter/Vater-Rehabilitation, Klinik Schönsicht, Berchtesgaden;

Hintergrund:
Extreme
Adipositas: ↑kardiometabolisches Risiko, Folgeerkrankungen T2D, HTN, Gelenkverschleiß, psychische Störungen, sogar Krebs.

Bariatrische OPs: rasche u. vs. konservativer Therapie rasch häufig höhere ↓KG, aber relevante peri- u. postop. Risiken bzw. Folgen, v.a. bei malabsorptiven Verfahren durch Mikronährstoff-Malassimilation. Folge: lebenslange, interdisziplinäre Nachsorge u. individuell angepasste, dauerhafte Mikronährstoffsubstitution.

 

Fallbericht

Diagnosen:
Extreme Adipositas,
T2D,
HTN,
Dyslipidämie,
NASH,
Hyperurikämie,

Sekundäre Amenorrhoe,
e
xtreme Genua valga        

15 9/12-j. Mädchen, extrem adipös, Acanthosis nigricans, Striae dist, rubrae, Hepar 2QF, KL 159,5 cm, KG 154,4 kg, BMI 60.69kg/m2 (BMI-SDS 4.62; >99.5 Pc). TU 134 cm, BU 157 cm. Bei angenommenem Normal-KG von @54 kg bei Aufnahme Übergewicht von 100 kg! Extreme Genua valga (Op-Indikation).  

Im Vorfeld zahlreiche frustrane ambulante Therapieversuche in Wien. Bariatrische Chirurgie bei höchstem Gesundheitsrisiko geplant.

 

Verlauf durch Langzeit-Reha:
RK 1500 kcal/Tag, Diätschulungen, Diätkochkurs, Einkaufstraining, Verhaltenstherapie.  Umfangreiches Sportprogrammen mit Ausdauersport (Joggen, Wandern, Schwimmen), Haltungs- u. Krafttraining u. Spielsportarten. 

Initial T2D-Therapie: 2g Metformin, u. Insulin (33IE Lantus®, >50IE Actrapid/3 Dosen).

Durch ↓KG von 34kg schon sign. Verbesserung Stoffwechsel erreicht: Beendigung Insulintherapie nach 6 Wo., Metformin nach 10 Wo..

HbA1c anfangs >8% bei Kontrollen rückläufig, nach 8 Wo. 6,0%.

In letzten BZ-TPs keine Hyperglykämien nachweisbar.

Homa-IR zunehmend reduziert, mit 3,5 noch etwas erhöht (Insulinresistenz).

Hyper-Chol, erhöhte Leberwerte, Hyperurikämie deutlich rückläufig.

HTN: ehemals 3er-Kombination jetzt nur noch Monotherapie ACEI einreguliert.

Erfreulich Ende Amenorrhoe.

 

In 18 W. gelang durch erste ↓KG 34 kg sign. Reduktion stark ↑kardiometabolischen Risikos, v.a. Intervention insulinpflichtigen T2D u. psychischer Störungen mit ↑QoL u. Selbstwertgefühl.

Nachhaltigkeit: Beurlaubung Weihnachten u. Neujahr 4 Wo.. Zu Hause KG gehalten, BZ-Memory Normoglykämie.

Nach erneut 8 Wo. Reha weitere ↓KG (15,8kg) sowie ↓kardiometabolischem Risikoprofils. Leberwerte normal. Keine Proteinurie mehr. BMI 37,37 kg/m2 (99,91. Pc; BMI-SDS: + 3,13).

Erlernter gesunder Lebensstil weiter praktiziert, familiär verbreitet! 

 

Konklusion:
Ausreichend lange stationäre Reha kann bei extremer Adipositas fatales metabolisches Syndrom sign. intervenieren u. bariatrische Chirurgie als letzte Option verhindern.

Chirurgische (bariatrische Chirurgie) oder medikamentöse Therapien sind für die Anwendung bei Kindern u. Jugendlichen nicht ausreichend überprüft bzw. nicht zugelassen u. sollten nur bei zwingenden Indikationen (i.e. Genetische Syndrome mit erheblicher psychischer Retardierung u. Unmöglichkeit momentan empfohlener möglicher Therapiemaßnahmen) in Adipositas-Spezialzentren durchgeführt werden (AGA).

Kinderchirurgisch-pädiatrische Studien bei Jugendlichen mit extremer, morbider Adipositas notwendig, bei 300-500 Neuerkrankungen an juvenilem Dm2/Jahr mit ↑↑CVR u. meist frustranen konservativen Langzeit-Ergebnissen.

 

 


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P766.htm