Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Bei Frauen verdoppelt sich die erhöhte 30-Tage-Mortalität nach notfallmäßiger Myokardrevascularisation
I. Schade1, J. Gerbig1, R. Leyh1, C. Bening1
1Med. Klinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg;

Einleitung:

Da die Rate der kardiovaskulären Erkrankungen stetig ansteigt und bekannt ist, dass Frauen und Männer deutlich differenten Symptome bei der gleichen kardiovaskulären Erkrankung wie der KHK zeigen, stellt sich die Frage nach den geschlechts-spezifischen Risiken. Es gibt diskrepante Aussagen, welcher Parameter die höhere Sterblichkeit von Frauen nach bypasschirurgischem Eingriff beeinflusst. In Frage kommen: Alter, Komorbiditäten, Diabetes, Niereninsuffizienz, um nur einige aufzuzählen. Zudem ist bekannt, dass die Frauen häufiger als Männer im Notfallsetting bypassoperiert wurden und insgesamt eine höhere Mortalitätsrate aufwiesen.

 

Methoden:

Die 30-Tage-Mortalität ist ein frühpostoperativer Erfolgsmarker nach herz-chirurgischer Myokardrevascularisation. Wir untersuchten diesbezüglich alle Patienten (n=4655), die sich zwischen 01/2007 und 12/2015 einer Myokardrevaskularisation in unserer Klinik unterzogen. Hinsichtlich der Gender-unterschiede erfassten wir die Dinglichkeit des Eingriffs, die in 4 Dringlichkeitsstufen (elektiv, dringlich, notfallmäßig und ultima ratio Eingriff) unterteilt wurden. Alle operierten Patienten wurden postoperativ routinemäßig nachverfolgt. Die Auswertung erfolgte mittels des Statistikprogramms „R“. Statistisch signifikant war p < 0,05.

 

Ergebnisse:

Die Gesamtmortalität des Patientenkollektivs nach 30 Tagen lag bei 4,1%. Wird die Mortalität geschlechtsspezifisch ausgewertet, so hatten weibliche Patientinnen in der Gesamtgruppe eine signifikant höhere Mortalität gegenüber männlichen Patienten (5,8% vs. 3,7%, p=0,004). Die 30-Tage-Mortalität in den einzelnen Dringlichkeitsstufen fiel wie folgt aus: elektiv (Frauen 2,4% vs. Männer 1,7%); dringlich (Frauen 4,3% vs. Männer 4,5%); notfallmäßig (Frauen 12,4% vs. Männer 6,6%; p=0,008). Die ultima ratio Eingriffe sind wegen der geringen Fallzahlen statistisch nicht verwertbar.

Darüber hinaus wurden Frauen im Vergleich zu Männern mit 21,3% vs. 15,7% signifikant häufiger als Notfall operiert (p<0,001). Es bestand eine signifikante Abhängigkeit zwischen dem weiblichen Geschlecht und der OP-Dringlichkeit. (Abb. 1)

 

Zusammenfassung:

Die 30-Tage-Mortalität bei Frauen war signifikant von der Dringlichkeit des Eingriffs abhängig. Wenn man berücksichtigt, dass Frauen aufgrund differenter Symptomatik zeitversetzt zu Männern diagnostiziert werden und so deutlich häufiger einem Notfalleingriff zugeführt werden, dann verdoppelt sich die Mortalität der Frauen im Vergleich zu den Männern allein durch die Dringlichkeitsstufe – notfallmäßig -. Bei elektiven und dringlichen Eingriffen ist der Unterschied in der 30-Tage-Mortalität zwischen den Geschlechtern nicht signifikant verändert. Somit liegt das Augenmerk auf dem frühzeitigen Erkennen der kardialen Genese und der Diagnostik, damit die Gesamtmortalität bei Frauen nach operativer Myokardrevaskularisation gesenkt werden kann.











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