Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Prädiktoren der Mortalität bei ICD-Patienten mit Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz – Ein Langzeit-follow-up in einem real-world-Szenario
M. Drechsel1, R. Surber1, C. Schulze1
1Klinik für Innere Medizin I - Kardiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena;

Einleitung

Die Herzinsuffizienz gehört zu den häufigsten Todesursachen in den Industrienationen und ist eng vergesellschaftet mit der häufigsten bedeutenden Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern. Zu den gefürchtetsten Komplikationen der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz gehört der plötzliche Herztod (SCD). Zur Primär- als auch Sekundärprophylaxe des SCD ist die ICD-Implantation ein etabliertes Verfahren. Verschiedene klinische, laborchemische und echokardiographische Parameter beeinflussen die Mortalität bei vorliegendem Vorhofflimmern nach stattgehabter ICD-Implantation.

 

Methoden und Parameter

In einer retrospektiven Datenauswertung wurden 249 Patienten (Pt) untersucht, welche im Zeitraum von 2010 bis 2012 in unserem Zentrum eine ICD-Implantation erhalten haben. Bei 87 Pt lag Vorhofflimmern vor. Es wurden anamnestische, klinische, laborchemische, elektrokardiographische und echokardiographische Parameter erhoben.

Ergebnisse

Von den 87 Pt mit vorliegendem Vorhofflimmern waren 87,4% (n=76) Männer und 12,6% (n=11) Frauen. Ein biventrikuläres System wurde bei 41,4% (n= 36) implantiert. Als Grunderkrankung lag bei 42,5% (n=37) eine ischämische Kardiomyopathie (ICM) und bei 57,5% (n=50) eine nichtischämische Kardiomyopathie (NICM) vor. Die Pt wurden im Median für 54 Monate nachverfolgt. Das mediane Alter bei Implantation des ICD lag bei 69 Jahren und stellt sich damit signifikant höher als bei Patienten mit SR dar (p<0,01). Bei Implantation lag bei 26,2% ein NYHA-Stadium II, bei 51,7% ein NYHA-Stadium III und bei 10,3% der Patienten ein ambulantes NYHA-Stadium IV vor. Die mittlere linksventrikuläre Ejektionsfraktion (EF) betrug bei 29,9%. Eine Niereninsuffizienz im Stadium 3 und höher lag bei 30 (34,5%) der Patienten vor. Während des Nachbeobachtungszeitraumes sind 37,9% (n=33) der Patienten mit Vorhofflimmern verstorben, dagegen nur 14,2% (n=23) der Patienten im Sinusrhythmus (p<0,01)

Ein Vorhofflimmern ist signifikant mit einem höheren Stadium der Niereninsuffizienz (p = 0,02) und einem höheren NYHA-Stadium assoziiert (p = 0,01). Gleichsam ist bei vorliegendem Vorhofflimmern eine chronische Niereninsuffizienz (p < 0,01) sowie ein höheres NYHA-Stadium (p = 0,01) mit einer erhöhten Mortalität assoziiert.

Schlussfolgerung:

Bei ICD-Patienten mit Herzinsuffizienz stellt Vorhofflimmern einen Prädiktor der Mortalität im Langzeit-Verlauf (median 54 Monate) dar. Das zusätzliche Vorliegen einer höhergradig eingeschränkten Nierenfunktion (CKD-3 und höher) sowie ein höheres NYHA-Stadium (III- und ambulant IV) sind mit einer noch weiter erhöhten Mortalität assoziiert.

Wenn klinisch indiziert, kann bei ICD-Patienten mit Herzinsuffizienz eine Rhythmuskontrolle angestrebt werden.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P70.htm