Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Klinische und prozedurale Charakteristika von Patienten mit akutem Koronarsyndrom während der COVID-19-Pandemie 2020 im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aus 2019
P. Ong1, S. Schäfer1, L. Karagülle-Dörrenhaus1, J. Frank1, S. Fröbel1, K. A. Storm2, S. Spaich1, R. Bekeredjian1
1Innere Medizin III / Kardiologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart; 2Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart;

Hintergrund: Während der COVID-19-Pandemie wurden ärztliche Behandlungen abgesagt und notfallmäßige Behandlungen aus Angst vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 hinausgezögert.  Letzteres betraf auch Patienten mit akutem Koronarsyndrom. Eine detaillierte Beschreibung dieser Patienten in Bezug auf das Management im Herzkatheterlabor ist bislang aber noch nicht erfolgt.

Methoden: Retrospektive Querschnittsstudie mit Erfassung aller Patienten, die wegen eines akuten Koronarsyndroms (STEMI, NSTEMI, instabile Angina) einer Herzkatheteruntersuchung vom 01.03.2019 - 30.06.2019 (Gruppe A) sowie vom 01.03.2020 - 30.06.2020 (Gruppe B) unterzogen wurden. Demographische Faktoren, kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie prozedurale Daten (z.B. Ausmaß der KHK, Revaskularisationsstrategie, Einsatz eines Herzunterstützungssystems, Anzahl der Todesfälle im Herzkatheterlabor) wurden verglichen.

Ergebnisse: 469 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen (Gruppe A 239, Gruppe B 230 Patienten, mittleres Alter 69 Jahre, 71% männlich). Verglichen mit Gruppe A zeigten sich bei Gruppe B weniger Patienten mit STEMI und instabiler Angina pectoris (p=0,033), dafür mehr Patienten mit NSTEMI (p=0,047). Patienten in der Gruppe B hatten seltener eine koronare Eingefäßerkrankung (p=0,001), dafür wiesen diese häufiger eine koronare Dreigefäßerkrankung als in der Gruppe A auf (p=0,052). Es zeigten sich mehr Todesfälle im Herzkatheterlabor in Gruppe B (n=5) im Vergleich zu Gruppe A (n=1).

Schlussfolgerung: Trotz vergleichbarer Gesamtzahlen wurden Patienten mit akutem Koronarsyndrom während der COVID-19-Pandemie im Vergleich zu einer Kontrollgruppe häufiger mit NSTEMI aufgenommen und hatten ein größeres Ausmaß der KHK. Daher sollten auch unter Pandemie-Bedingungen alle Anstrengungen für eine adäquate Versorgung dieser Patienten unternommen werden.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P675.htm