Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Systematische sonographische Untersuchung zu chronischen Radialisverschlüssen nach Herzkatheteruntersuchung über die distale Radialisarterie im Bereich der anatomischen Tabatière
D. Niederstraßer1, K. Schenke1, T. Matthiesen1, A. Viertel1, G. Grönefeld1
1I. Med. Abteilung, Kardiologie, Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg;
Hintergrund: 
Der radiale Zugang gilt heute weltweit als Standardzugang für Koronarangiographien und Interventionen. Eine in der Literatur mit 4-10 % häufige Komplikation der üblichen („proximalen“) Radialispunktion (pRA) ist eine meist asymptomatische Okklusion der Radialisarterie (RAO). In den letzten Jahren wurde daher vermehrt die weiter distale Radialispunktion (dRA) im Bereich der foveola radialis (anatomische Tabatière) beschrieben. Bei oft asymptomatischem Verlauf war es Gegenstand unserer Untersuchung, sonographisch die Okklusionsrate des dRA zu ermitteln.
 
Studienprotokoll:
Retrospektiv wurden Patienten nach einer Koronarangiographie/ -Intervention über den dRA identifiziert und zur Nachkontrolle eingeladen, um mittels Gefäß-Sonographie auf die RAO-Rate sowie die Durchmesser des proximalen und distalen Abschnitts der Radialisarterie beidseits untersucht zu werden. Die Messungen erfolgten mittels eines definierten Protokolls nach sonographischem Standardverfahren. 
 
Ergebnisse: 
76 Patienten (54 Männer, 22 Frauen), die zwischen Nov. 2017 und Mai 2019 eine Katheteruntersuchung über die dRA erhielten, wurden untersucht. Die Bestimmung der Gefäßdiameter ergab als mittleren Durchmesser der Radialisarterie im proximalen Bereich 2,9 mm (± 0,51 mm), im distalen Bereich 2,53 mm (± 0,45 mm) ohne signifikanten Seitenunterschied. In unserer Patientengruppe zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Frauen gegenüber Männern.
Bei vier Patienten (5,3 %) fand sich eine akute RAO, davon 1/22 Frauen (4,5 %) sowie 3/54 bei Männern (5,5 %, p-NS). Neben jeweils zwei Patienten mit isolierter dRAO fanden sich auch zwei Patienten mit kombinierter proximaler und distaler RAO. Die diagnostizierten Verschlüsse der Art. radialis verliefen alle asymptomatisch. 
 
Fazit: 
Die hier sonographisch nachgewiesene Verschlussrate bei distalem Radialiszugang ist höher als zunächst erwartet und liegt im Bereich der vorbeschriebenen – meist asymptomatischen – Verschlüsse bei prox.  Radialiszugang.  Erstaunlicherweise fanden sich Verschlüsse auch im proximalen Segment ohne dort erfolgte Punktion, vermutlich durch die draht- und katheterbedingte Passage verursacht. Da bei 50 % der Patienten mit nachgewiesener Okklusion isoliert der distale Abschnitt im Bereich der Punktion betroffen war, ist der proximale Abschnitt für zukünftige interventionelle Eingriffe (Transplantat für Koronarbypass, AV-Fistel für Dialyseshunt etc.) weiter nutzbar.
Zumindest zeigt diese systematische Untersuchung, dass der dRA eine attraktive Alternative zum pRA darstellt bei vergleichbarer Sicherheit.

Tabelle 1:
 Gesamtanzahl  76
 Männer /Frauen  54 (71 %) /22 (29 %)
 Basischarakteristika der Studienteilnehmer  
      -      Alter 
      -      Gewicht (kg)
      -      Größe (cm)
      -      Rechtshänder /Linkshänder

74,13 (9,94)
80,98 (15,26)
173,20 (7,43)
62 (82 %) /14 (18 %)
 Patienten mit RAO 
      -      Anzahl gesamt
      -      Anzahl Männer 
      -      Anzahl Frauen 
      -      Anzahl asymptomatisch
      -      Anzahl pRAO 
      -      Anzahl dRAO 

4
3
1
4
2
4
 arterieller Gefäßdiameter 
      -      rechts proximal 
      -      rechts distal 
      -      links proximal 
      -      links distal

2,90 ± 0,51 mm
2,53 ± 0,45 mm
2,88 ± 0,47 mm
2,54 ± 0,37 mm
 Charakteristika der Herzkatheteruntersuchung
      -      erfolgreiche Punktion 
      -      Crossover 
      -      Komplikation (Hämatom)

72 (95 %)
6 (8 %)
3 (4%)

https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P674.htm