Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Sekundenherztod überlebt und dann? – Ursache bösartiger Herzrhythmusstörungen bei jungen Patienten bleibt trotz erweiterter kardialer Diagnostik oft unklar
M. Baumhardt1, C. Bothner1, D. Aktolga1, K. Weinmann1, Y. Teumer1, C. Schweizer1, W. Rottbauer1, T. Dahme1, A. Pott1
1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Ulm, Ulm;

Hintergrund

Der Sekundenherztod ist einer der häufigsten nicht-traumatischen Todesursachen bei jungen Erwachsenen. Trotz differenzierter Aufarbeitung bleibt die Ätiologie des Herzstillstands häufig unerklärt (unexplained cardiac arrest, UCA). Daneben existieren nur wenige Daten zum klinischen Langzeitverlauf von UCA-Patienten. Ebenfalls unklar ist bislang bei wie vielen Patienten im weiteren Verlauf unter Zuhilfenahme einer erweiterten Diagnostik eine verlässliche Ursache des Sekundherztodes in dieser Patientenpopulation zu identifizieren war.

Methoden und Ergebnisse

Alle Patienten unter 40 Jahren, welche sich zwischen 2011 und 2021 am Universitätsklinkum Ulm aufgrund eines UCA behandeln ließen, wurden in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Insgesamt konnten 38 UCA-Patienten (Alter: 24.0 ±89 Jahre, 63% weiblich) identifiziert und deren diagnotischer und therapeutischer Work-Up über einen durchschnittlichen Nachverfolgungszeitraum von 7.9± 6.6 Jahre nachbeobachtet werden. Neben der initialen kardialen Basisdiagnostik (EKG, TTE) wurden in 84% der UCA-Patienten eine Koronarangiographie, in 74% eine kardiale Magnetresonanztomographie (MRT), in 37% eine Elektrophysiologischer Untersuchung (EPU) und in 11% eine Myokardbiopsie durchgeführt. In 13 der Patienten wurde eine molekulargenetische Diagnostik durchgeführt mit Nachweis eines pathologischen Befundes in 9/13 Patienten. Eine sekundärprophylaktische erfolgte bei 92% aller UCA-Patienten. In 45% aller Fälle blieb die Ursache des Sekundenherztodes trotz der oben durchgeführten Diagnostik während des Erst- und der Folgekontakte weiterhin unklar, während in 55% der Patienten eine verlässliche Diagnose gestellt werden konnte. Die häufigsten Diagnosen waren das Long-QT-Syndrom (18%) sowie die hypertrophe Kardiomyopathie (11%). Während des Follow-Up waren 8% der Patienten verstorben, 39% der Patienten erlitten eine erneute maligne Herzrhythmusstörung. Interessanterweise war die Rate an erneuten malignen Arrhythmien bei Patienten mit weiterhin unklarer Ursache des initialen Ereignisses mit 23% im Trend deutlich geringer als bei Patienten mit definitiver Diagnose (52%, p:0.07).

Schlussfolgerung

Die Ätiologie eines überlebten Sekundenherztodes kann trotz aufwendiger Diagnostik in vielen Fällen nicht geklärt werden. Bei Patienten mit weiterhin unklarer Genese des Sekundenherztodes trotz erweiterter kardialer Diagnostik scheint die Rate an erneuten malignen Herzrhythmusstörungen niedriger zu sein als bei Patienten mit gesicherter Diagnose.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P67.htm