Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Pulmonalvenenisolation bei älteren Patienten - Geht es nur um Sinusrhythmus?
F. Glöckler1, M. Baumhardt1, K. Weinmann1, D. Aktolga1, Y. Teumer1, C. Schweizer1, C. Bothner1, W. Rottbauer1, T. Dahme1, A. Pott1, für die Studiengruppe: ATRIUM
1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Ulm, Ulm;

Hintergrund

Die mit dem Alter steigende Inzidenz von Vorhofflimmern (VHF) macht es zu einer relevanten Erkrankung einer alternden Gesellschaft. Die Cryo-Pulmonalvenenisolation (Cryo-PVI) hat sich auch für Patienten über 75 Jahren als Therapieoption fest etabliert. Bisherige Studien zeigten, dass die Cryo-PVI für ältere Patienten sicher und effektiv im Hinblick auf die Etablierung eines Sinusrhythmus ist. Den Einfluss einer Cryo-PVI auf weitere klinische (Hospitalisierung, NYHA- und EHRA-Klassifikation) und apparative Parameter (LVEF, LA-Diameter) ist dahin gegen wenig untersucht. 

Methoden und Ergebnisse

Es wurden 131 Patienten identifiziert, welche zwischen Januar 2013 und Mai 2018 eine Cryo-PVI erhalten und bei Ablation mind. 75 Jahre alt waren. Als Vergleichsgruppe wurde ein historisches Kollektiv mit 351 Patienten gewählt, welche zwischen Januar 2006 und Dezember 2011 mit der Hauptdiagnose VHF am Universitätsklinikum Ulm medikamentös frequenz- oder rhythmuskontrollierend behandelt wurden und ebenfalls mind. 75 Jahre alt waren. Es wurde ein Propensity Score Matching durchgeführt in welchem 82 Patienten pro Gruppe identifiziert werden konnten (s. Tabelle 1)

Tabelle 1: Studienpopulation

Baselinecharakteristika

Kontrollgruppe n = 82

Ablationsgruppe n=82

p-Wert

Alter [Jahre] [MW ± SD]

77.95 ± 2,89

78,07 ± 2,76

0,54

Männlich [n (%)]

38 (46,3)

35 (42,7)

0,76

Paroxysmales VHF [n (%)]

52 (63,4)

52 (63,4)

1,00

LAD [mm] [MW ± SD]

46,82 ± 5,62

47,38 ± 6,21

0,27

LVEF [%] [MW ± SD]

52,02 ± 11,17

55,49 ± 14,73

0,051

Kreatinin [µmol/l] [MW ± SD]

104,59 ± 36,09

98,51 ± 28,07

0,28

Unterschiede in der Mortalität, einer Device-Implantation (Schrittmacher, ICD) oder der Häufigkeit einer Rehospitalisierung aufgrund jeglicher oder aus kardiovaskulärer Ursache zeigten sich zwischen beiden Gruppen nicht. Trotz eines deutlich höheren Anteils an Patienten mit dauerhaftem Sinusrhythmus war jedoch die VHF-assoziierte Rehospitalisierungsrate in der Ablationsgruppe signifikant höher im Vergleich zur Kontrollgruppe.  Dahin gegen verbesserte sich die LV-Funktion sowie die Nierenfunktion in der Ablationsgruppe während des Follow-Up deutlich im Vergleich zu Patienten, welche medikamentös behandelt wurden. Ebenso zeigte sich eine deutliche Abnahme von und VHF-assoziierten Beschwerden in der Interventionsgruppe (s. Tabelle 2).

Tabelle 2: Ergebnisse

Follow-up

Kontrollgruppe n=82

Ablationsgruppe n=82

p-Wert

Dauer des Follow-up [Tage] [MW ± SD]

783,6 ± 695,0

783,6 ± 695,0

0,32

Rehospitalisierung VHF [MW ± SD]

0,23 ± 0,425

0,48 ± 1,02

0,04

Tod [n (%)]

8 (9,8)

5 (6,1)

0,58

Sinusrhythmus [n (%)]

33 (40,2)

63 (76,8)

< 0,01

EHRA-Score [MW ± SD]

2,07 ± 0,78

1,60 ± 0,78

0,03

NYHA-Score [MW ± SD]

1,80 ± 0,72

1,88 ± 0,86

0,28

LAD [mm] [MW ± SD]

46,82 ± 6,93

47,58 ± 6,81

0,89

LVEF [%] [MW ± SD]

51,91 ± 11,52

60,04 ± 13,11

0,02

Kreatinin [µmol/l] [MW ± SD]

115,68 ± 42,64

105,26 ± 48,55

0,03

GFR [ml/min] [MW ± SD]

53,20 ± 21,44

56,52 ± 19,18

0,12

Zusammenfassung

Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass ältere Patienten symptomatisch und im Hinblick auf funktionelle Parameter wie die systolische Herzleistung und der Nierenfunktion signifikant profitieren. Diesem Vorteil steht jedoch eine signifikant häufigere VHF-assoziierte Rehospitalisierung entgegen.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P450.htm