Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Endokardsklerose als seltene Manifestation einer postaktinischen Kardiomyopathie – ein Fallbericht
J. Kersten1, D. Scharnbeck1, M. Tadic1, W. Rottbauer1, D. Buckert1
1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Ulm, Ulm;

HINTERGRUND Für immer mehr maligne Erkrankungen finden sich kurative Therapieansätze, sodass immer mehr Patienten auch die Folgen der häufig hoch toxischen Therapien erleben. Hierbei ist die Kardiotoxizität eine wesentliche und prognostisch ungünstige Komplikation.

FALLBERICHT Wir berichten über einen 34-jährigen Patienten, der in der kürzeren Vergangenheit zweimalig einen ischämischen Schlaganfall ohne Residuen erlitt. In der Vorgeschichte bestand ein Hepatoblastom, welches bereits im 11. Lebensmonat des Patienten festgestellt und mittels einer kombinierten Radiochemotherapie (kumulativ 13,5 Gy) behandelt wurde. Seit dem 16ten Lebensjahr ist eine dilatative Kardiomyopathie bekannt. Im Rahmen der aktuellen Diagnostik fand sich in der transösophagealen Echokardiographie eine ausgeprägte endokardiale Sklerose des linken Atriums unter Einbezug des linken Vorhofohrs. Ein persistierendes Foramen ovale konnte ausgeschlossen werden. Die Endokardsklerose war auch in der invasiven Diagnostik zum Ausschluss einer begleitenden koronaren Herzerkrankung klar abgrenzbar (siehe Abb. 2). Aufgrund eines mittels AppleWatch aufgezeichneten Vorhofflimmerns wurde eine orale Antikoagulation initiiert.

DISKUSSIONKardiotoxische Nebenwirkungen onkologischer Therapien sind häufig. [2] Sklerotische Veränderungen führen unter anderem zu einer frühen Manifestation von degenerativen Vitien oder einer Vasosklerose. [1] Eine Untersuchung onkologischer Risikopatienten sollte erwogen werden, um auch seltenere strukturelle oder funktionelle Veränderungen nach Radiochemotherapie zu detektieren. Eine endokardiale Manifestation einer Radiochemotherapie wurde bislang nicht beschrieben und könnte einen möglichen separaten Risikofaktor für das Auftreten atrialer Herzrhythmusstörungen darstellen. Auch die mutmaßlich prothrombotische Oberfläche der endokardialen Kalzifikation könnte begünstigend für das Auftreten kardioembolischer Schlaganfälle sein.

Literatur

1.     Donnellan E, Griffin BP, Johnston DR et al. (2018) Rate of Progression of Aortic Stenosis and its Impact on Outcomes in Patients With Radiation-Associated Cardiac Disease: A Matched Cohort Study. JACC Cardiovasc Imaging 11(8):1072–1080. doi:10.1016/j.jcmg.2018.04.019

2.     Upshaw JN, Finkelman B, Hubbard RA et al. (2020) Comprehensive Assessment of Changes in Left Ventricular Diastolic Function With Contemporary Breast Cancer Therapy. JACC Cardiovasc Imaging 13(1 Pt 2):198–210. doi:10.1016/j.jcmg.2019.07.018

 

Abb. 1 Postaktinische endokardiale Kalzifikation. Kann man in MRT (a) und transthorakaler Echokardiographie (b) lediglich eine Sklerose vermuten, ist sie in der Durchleutung (c) und in der transoesophagealen Echokardiographie (d+e) eindeutig abgrenzbar. Weiße Pfeile: Endokardiale Sklerose/Kalzifikation.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P437.htm