Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Ein Eignungsvergleich zweier Kryoablationssysteme zur Therapie des Vorhofflimmerns unter Berücksichtigung der individuellen Pulmonalvenen-Anatomie
V. Menger1, A. Sharif-Yakan1, M. Zink1, A. Napp1, M. Gramlich1
1Med. Klinik I - Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen;
Einleitung: Die Pulmonalvenenisolation (PVI) mittels Kryoballon ist eine sichere und effektive Behandlungsmethode zur Therapie des Vorhofflimmerns. Kürzlich wurde ein neues Kryoablationssystem in Deutschland zugelassen (POLARx; Boston Scientific). Umfassende Vergleiche mit dem etablierten Arctic Front-Advance Pro („AFAP“; Medtronic) existieren zurzeit nicht. Neben einem Vergleich von Behandlungserfolg, Komplikationsrate und periprozeduralen Parametern, soll eine Auswertung unter Berücksichtigung der individuellen Pulmonalvenen(PV) -Anatomie erfolgen.  
Methoden: 120 Patienten wurden konsekutiv in die Studie eingeschlossen. 61 wurden mit dem PolarX, 59 mit dem AFAP behandelt. Periprozedurale Parameter (Minimaltemperatur, time to isolation (TTI), T-30 °C, time to thaw) und Komplikationen wurden prospektiv aufgezeichnet. Zur Überprüfung der angezeigten Minimaltemperaturen, wurde die Ballonoberflächentemperatur mit einer Wärmebildkamera in vitro gemessen. Die Darstellungen der PV-Anatomie erfolgte präprozedural mittels MR-Angiographie, die Bildanalyse mittels multiplaner Rekonstruktionssoftware. Für jedes PV-Ostium wurden Fläche, Perimeter und der maximale und minimale Diameter bestimmt. Die Patienten werden mittels Langzeit-EKG nach 3, 6 und 12 Monaten nachverfolgt. Der Nachweis von Vorhofflimmern wird als Therapieversagen gewertet.
Ergebnisse: Mit dem PolarX wurden 234/236 (99,15%) der PV erfolgreich isoliert, mit dem AFAP 228/231 (98,70%).  Hierbei konnte mit dem PolarX bei 180/236 (76,27%) der PV die TTI in Echtzeit bestimmt werden, mit dem AFAP bei 153/231 (66,23%) der PV. Die durchschnittlich periprozedural erreichten Minimaltemperaturen betrugen für den PolarX -61,79 ± -5,9 °C (LSPV), -56,67 ± 6,78 °C (LIPV), -57,32 ± 7,19 °C (RSPV) und -56,18 ± 10,48 °C (RIPV). Der AFAP erreichte hierbei -52,57 ± 4,84 °C (LSPV), -48,76 ± 6,14 °C (LIPV), -51,16 ± 6,22 °C (RSPV) und -49,28 ± 6,24 °C (RIPV).  Somit erreichte der PolarX periprozedural in allen Venen signifikant tiefere Minimaltemperaturen (p<0,001).  
Auch in vitro konnte der PolarX signifikant tiefere Ballonoberflächentemperaturen erreichen (p<0,001). Die durchschnittliche Ballonoberflächentemperatur des PolarX betrug nach 120 Sekunden -47,16 ± 0,25°C (n=10), die des AFAP -46,15 ± 0,05°C (n=10).
In keiner der beiden Kohorten kam es zu schwerwiegenden Komplikationen. In der PolarX Kohorte kam es bei 2/61 (3,28%) der Patienten zu einer passageren und bei 1/61 (1,64%) zu einer bleibenden Phrenicusparese. In der AFAP Kohorte erlitten 2/59 (3,39%) der Patienten eine passagere Phrenicusparese. Die Auswertung der PV-Angiographien und der Follow-Up-Untersuchungen ist noch nicht abgeschlossen.
Diskussion: Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die PVI mittels Kryoballon eine sichere und effektive Methode zur Behandlung des Vorhofflimmerns ist. Der PolarX erreichte hierbei signifikant tiefere Temperaturen in vivo und in vitro. Basierend auf den Ergebnissen unserer Studie, scheint dies nicht in einer erhöhten Komplikationsrate zu resultieren. Ob die niedrigeren Temperaturen zu beständigeren Läsionen um die PV führen und somit das Outcome beeinflussen, wird sich mit Abschluss der Auswertung zeigen. Ebenfalls wird sich zeigen, ob Zusammenhänge zwischen PV-Anatomie, periprozeduralen Parametern und Outcome bestehen.

https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P432.htm