Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

His-Bündel-Stimulation ohne elektrophysiologische Anlage in der klinischen Routine: Erfolgsrate, Aufwand und Akutergebnisse
R. M. Marinos1, M. Kalyani1, T. Feldmann1, S. Tribunyan1, C. W. Israel1
1Innere Medizin, Kardiologie, Nephrologie und Diabetologie, Evangelisches Klinikum Bethel, Bielefeld;

Hintergrund: Die His-Bündel-Stimulation (HBS) verspricht, über eine Stimulation des Leitungssystems eine synchronere ventrikuläre Erregung zu ermöglichen und damit eine bessere Hämodynamik ohne das Risiko einer pacing-induced cardiomyopathy zu erzielen. Im Alltag wird sie in Deutschland jedoch noch selten eingesetzt, u. a. weil der Einsatz einer elektrophysiologischen Anlage zur Ableitung des His-Bündel-Potentials für notwendig erachtet wird. Die vorliegende Arbeit stellt die Ergebnisse der HBS in der klinischen Routine ohne Verwendung einer elektrophysiologischen Anlage dar.

Methodik: Konsekutive Patienten (Pat), bei denen monozentrisch eine HBS versucht wurde, wurden in diese Analyse eingeschlossen. Verwendet wurde eine 4,1F-Elektrode (SelectSecure 3830, Fa. Medtronic), die über spezielle Schleusen (C315-His, C304, C304-His, alle Fa. Medtronic) implantiert wurde. Das His-Bündel-Mapping erfolgte routinemäßig über ein Programmiergerät (Merlin PSA RX3100, Fa. St. Jude Medical; atrialer Kanal, unipolar, 20 mm/mV). Erfasst wurden u. a. der Erfolg einer Implantation der Elektrode am His-Bündel, die Art der Stimulation (selektiv, nicht-selektiv), Messparameter des Sensings und Pacings, OP- und Durchleuchtungszeiten, die Anzahl der Versuche und die QRS-Dauer ohne und mit HBS.

Ergebnisse: Bei 170 Pat (107 Männer, mittleres Alter 78±12 Jahre, mittlere linksventrikuläre Ejektionsfraktion 55±8 %) mit einer Indikation zur permanenten Schrittmacher-Therapie (144 Pat mit AV-Block) wurde die Implantation einer His-Bündel-Elektrode versucht. In 150 Fällen (88,2%) war die Implantation erfolgreich, in 67 (44,7%) gelang eine selektive, in 83 eine nicht-selektive HBS. Die mittlere OP-Dauer lag bei 95 ± 46 min, die mittlere Durchleuchtungszeit bei 11 ± 10 min, es waren im Mittel 6 ± 7 Versuche (Median: 3) notwendig. Die mittlere R-Welle lag bei 5 ± 4 ms, die mittlere Reizschwelle bei 0,7 ± 0,5 V/1,0 ms. Die QRS-Dauer lag vor Implantation im Mittel bei 111 ± 29 ms, nach Implantation bei 88 ± 20 ms.

Schlussfolgerungen: Eine HBS ist in der klinischen Routine in ca. 90% der Fälle auch ohne elektrophysiologische Anlage erfolgreich. Die OP- und Durchleuchtungs-Dauer entsprechen in etwa denen bei CRT-Implantation. Der extrem schmale stimulierte QRS-Komplex lässt eine sehr gute Synchronität unter HBS erwarten.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P339.htm