Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Klinische Erfahrungen mit der Defibrillatorweste: Effektivität und Adhärenz bei Patienten mit hohem Risiko für einen Plötzlichen Herztod
C. Weth1, H. Abuazab1, S. Ewen2, C. Ukena2, M. Böhm2, F. Custodis1
1Medizinische Klinik II, Klinikum Saarbrücken gGmbH, Saarbrücken; 2Innere Medizin III - Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar;

Hintergrund:

Patienten mit kurz zurückliegendem Myokardinfarkt oder neuerlich diagnostizierter Herzinsuffizienz und hochgradig eingeschränkter systolischer linksventrikulärer Funktion haben ein erhöhtes Risiko, für einen plötzlichen Herztod. Daten aus Zulassungs- und Registerstudien zeigen, dass tragbare Kardioverter-/Defibrillatoren (WCD) die Zeit bis zur möglichen Restitution oder definitiven ICD-Implantation überbrücken und im Intervall auftretende Rhythmusereignisse wirkungsvoll therapieren können. Der prognostische Stellenwert einer solchen Therapie ist jedoch weiterhin umstritten, da die bislang einzige prospektive Studie zwar ein besseres Gesamtüberleben, nicht aber die Reduktion des plötzlichen Herztodes zeigen konnte.

Wir untersuchten Adhärenz, Sicherheit und Effektivität der Defibrillatorweste (Zoll LifeVest) im kardiologischen Versorgungsalltag einer Kohorte von Patienten mit einem hohen Risiko für einen plötzlichen Herztod.

Methode und Ergebnisse:

Alle 83 zwischen April 2012 und Dezember 2019 im Klinikum Saarbrücken mit einem WCD versorgten Patienten wurden in die retrospektive Analyse eingeschlossen. Während 3680 Tragetagen (mittlere WCD-Tragedauer: 44 Tage) mit einer medianen täglichen Tragedauer von 23.1 h, traten drei relevante Arrhythmien (ventrikuläre Tachykardie (VT) > 30 sec. Dauer) auf. Davon konnte eine erfolgreich durch einen WCD-Schock terminiert werden. Ein Patient erlag einem plötzlichen Herztod, da er die Weste nicht konstant trug. Ein Rechtsschenkleblock korrelierte in unserem Kollektiv signifikant mit dem Auftreten einer VT (r=0.3315; 95% CI -0.1265 bis 0.3014; p=0.0022). Bei 30 Patienten (36.1%) wurde in der Folge ein AICD implantiert.

Schlussfolgerung:

Die Anwendung des WCD war in unserem Hochrisiko-Kollektiv sicher und effektiv, die Adhärenz der Patienten war hoch. Die Rate an Rhythmusereignissen war geringer als in vergleichbaren Patientenkollektiven. Dass dennoch ein Patient bei fehlender individueller Compliance einem plötzlichen Herztod erlag, unterstreicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Patientenzuweisung und Schulung, insbesondere im Hinblick darauf, die Adhärenz dauerhaft hoch zu halten.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P336.htm