Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Komplikationsrate nach S-ICD-Implantation unter besonderer Betrachtung inadäquater Schocktherapien
C. Brüning1, C. Schulze1, S. Otto1, K. Kirsch1, A. Große1, N. Memisevic1, R. Surber1
1Klinik für Innere Medizin I - Kardiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena;

Einleitung

Der subcutan implantierbare ICD (S-ICD) stellt für eine bestimmte Patientengruppe eine Alternative zum transvenösen ICD sowohl zur Primär- wie zur Sekundärprophylaxe des plötzlichen Herztodes dar. Niedrige perioperative Komplikationsraten und Langzeitkomplikationsraten zeichnen sich als vorteilhaft ab.

Methoden

Im Zeitraum von 06/2014 bis 07/2020 wurden an einem universitären Zentrum 55 S-ICD-Aggregate implantiert, von denen 41 Patienten ihre Nachsorge (Gesamt Follow-up Monate = 1492, pro Patient im Mittel 36,4 Monate) am Zentrum erhielten. Es erfolgte eine retrospektive Analyse dieser Patienten bezüglich der Baseline-Charakteristika sowie der Komplikationsrate und der Therapieabgaben (adäquate/inadäquate Schockabgaben).

Ergebnisse

Es wurden 41 Patienten (39 männlich, 2 weiblich) untersucht. Zum Implantationszeitpunkt betrug das Alter gemittelt 57 Jahre (SD ±15,3 y). 27 Patienten (66%) erhielten den S-ICD zur Primärprophylaxe, 14 Patienten (34%) zur Sekundärprophylaxe. Die durchschnittliche LVEF betrug 35% (SD ±14), in der Gruppe der Primärprophylaxe 29% (SD ±6,7) sowie 47% (SD ±16,5) in der Sekundärprophylaxe-Gruppe. 85% der Patienten hatten einen QRS-Komplex unter 120ms. Als kardiale Grunderkrankung lagen vor: ischämische Kardiomyopathie (61%), idiopathisches Kammerflimmern (14,6%), Ionenkanalerkrankungen (2,4%), dilatative Kardiomyopathie (14,6%), hypertrophe Kardiomyopathie (4,9%) sowie andere (9%; u.a. Valvuläre Kardiomyopathie, Non-Compaction-Kardiomyopathie, metamphetamin-assoziierte Kardiomyopathie).

Bei keinem der Patienten kam es zu perioperativen Komplikationen wie Wundbettinfektion, relevante Blutungen, systemembolischen Ereignissen oder Sondenperforationen. Der Zeitraum des Follow-ups betrug im Mittel pro Patient 36,4 Monate (gesamt 1492 Monate). In diesem Zeitraum kam es bei 7 Patienten (17%) zur Schockabgabe, davon bei 4 Patienten (9,8%) zu inadäquaten Schocks. Dies stellt eine Rate von 0,03 inadäquaten Schockabgaben pro Jahr dar. Zurückzuführen waren diese in drei der Fälle auf externe Ursachen: Bei einem Patienten wurde aufgrund von Noise durch ein parallel vorhandenes LVAD die adäquate Detektion gestört. Nach Umprogrammierung konnten im weiteren Verlauf keine inadäquaten Schocks verzeichnet werden. In einem Fall kam es zur Sondendislokation nach links-lateral, sodass sich der Vektor zur Detektion der VT/VF zugunsten inadäquater Detektierung veränderte. Nach Sondenrevision sistierten die inadäquaten Schocks. Bei einem Patienten mit LVAD bei terminaler DCM kam es zu T-Wellen-Oversensing mit Double-Count-Phänomen; der Patient verstarb noch während der HU-Listung zur Herztransplantation im Multiorganversagen. Eine Sondenfehlfunktion konnte nur in einem Fall als Ursache von inadäquaten Schockabgaben gesehen werden. Nach Sondenwechsel wurde fortan eine regelrechte Funktion verzeichnet. Die Gesamtmortalität im Nachbeobachtungszeitraum betrug 7,3% (3 Patienten).

Schlussfolgerung:

Der S-ICD stellt aufgrund niedriger Komplikationsraten sowohl perioperativ als auch im Langzeitverlauf eine adäquate Therapiemöglichkeit für Patienten zur Primär- und Sekundärprophylaxe des plötzlichen Herztodes dar. Ursachen für inadäquate Schockabgaben lagen zumeist in externen Faktoren und konnten komplikationsarm behoben werden


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P333.htm