Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Einsatz eines „Plasma surgery tool“ bei ICD-/ CRT-Wechseln oder Revisionen - Effekte auf OP-Dauer, Analgosedierungsbedarf, Wund- und Elektrodenassoziierte Komplikationen
C. Weth1, T. Woll1, H. A. Fars1, J. Zimmer1, K. Schwarzkopf2, N. Coressel1, F. Custodis1
1Medizinische Klinik II, Klinikum Saarbrücken gGmbH, Saarbrücken; 2Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken;

Hintergrund:

Narbige Verwachsungen um Elektroden erfordern bei ICD- oder CRT-Aggregatwechsel, - aufrüstung und Revision mitunter einen hohen präparatorischen Aufwand mit langer OP-Dauer. Das Risiko Elektrodenbedingter Komplikationen wird dabei mit bis zu 4% angegeben. Mit isolierten Kauterklingen (Plasma surgery tool) stehen elektrische Niedrig-Temperatur-Skalpelle zur Verfügung mit denen neben einer Koagulation ein Schneiden unmittelbar auf der Elektrode möglich wird, mit geringerem Risiko diese zu beschädigen.

Methode:

In diese Untersucher initiierte prospektive klinische Studie an einem cardiac implantable electronic device (CIED) Zentrum mit mittleren Fallzahlen wurden alle erwachsenen Patienten mit CRT-/ICD-Aggregatwechsel, -Aggregataufrüstung oder –Revision unter Verwendung eines Plasma surgery tools (Medtronic PEAK PlasmaBlade™) im Zeitraum 05/2018 bis 08/2020 eingeschlossen und mit einer identischen historischen Kontrollgruppe vor Verfügbarkeit des PlasmaBlade™ verglichen (n=86).

Ergebnisse:

86 Patienten (mittleres Alter 69,5 ± 10 Jahre, 57% männlich) wurden eingeschlossen (68 Aggregatwechsel (79%), 10 CRT-Aufrüstungen (12%), 6 Elektrodenrevisionen (7%), eine ICD-Aufrüstung und eine ICD-Explantation unter Schonung der Elektrode). Die OP-Dauer konnte in der Interventionsgruppe im Mittel um 7 min reduziert werden (67 ± 50 min vs. 74 ± 54 min). Dieses Ergebnis war jedoch nicht signifikant (p 0.283). Die Dauer des stationären Aufenthalts blieb gleich (4,7 vs. 3,8 d, p 0,901). Der Bedarf an Lokalanästhetika war in der Interventionsgruppe signifikant geringer (Prilocain 46.8 vs. 39.7 ml, p <0.001). Eine schwerwiegende Komplikation (Deviceinfektion, revisionsbedürftiges Hämatom, zum Austausch führender Elektrodendefekt und Tod jeglicher Ursache innerhalb von 30 d postoperativ) konnte insgesamt 3-mal beobachtet werden. Bei zwei Elektrodendefekten in der Kontroll- vs. einem in der Interventionsgruppe in einem mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 44 Monaten (Kontrollgruppe) vs. 17 Monaten (Interventionsgruppe) war auch dieses Ergebnis nicht signifikant.

Schlussfolgerung:

Der Einsatz eines Plasma surgery tools führte in einem CIED-Zentrum mit mittleren Fallzahlen zu einer Reduktion des Anästhetikabedarfs und tendeziell zu einer Reduktion der OP-Dauer. Eine Auswirkung auf die Komplikationsrate konnte, auch im mittelfristigen Verlauf, nicht nachgewiesen werden.

 


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P332.htm