Problemstellung:
Der PHT ist ein zwar seltenes aber dramatisches Ereignis.
Wie kann dem PHT vorgebeugt werden?
Methodik:
PubMed-Literaturrecherche, jahrelange eigene sportkardiologische Erfahrungen
Ergebnisse:
Inzidenz des PHT: beträgt bei
scheinbar gesunden Adoleszenten pro Jahr sportlicher Aktivität bei @1:250000.
PHT ist häufiger bei Jungen, Afro-Amerikanern, Wettkämpfern von Football und
Basketball.
Ätiologisch PHT: bei jüngeren Sporttreibenden präexistente
nichterkannte Herzerkrankungen (@90% strukturelle Herzerkrankungen, @10% primär
elektrophysiologische Störungen): Häufig dabei in 36% HCM, 23% Koronaranomalien
(ARCA, ALCA, intramurale u. intraseptale Verläufe der Koronararterien
problematisch), 10% idiopathische LVH; weniger häufig rupturiertes
Aortenaneurysma, Myokarditis, AS, KHK, ARVD; selten WPW-Syndrom, LQTS, Short-QT, CPVT, Brugada; MKPS, Commotio
cordis, Drugs.
In Screeningevaluationen (n bis 115) bei PHT-Betroffenen in
vorherigen medizinischen Evaluationen nur in 3% kardiovaskuläre
Erkrankungen aufgedeckt sowie nur in 0,9% korrekte Korrelationen zur
drohenden Gefahr eines PHT hergestellt worden!
Kardiovaskuläre
Anamnese
bedeutsamstes
Screeningelement, Mindestinhalt (Evidenz IC):
1) Früherer
Thoraxschmerz, Synkope oder near-Synkope, unerwartete unklare Dyspnoe oder
Fatigue assoziiert mit Belastung,
2) Früheres Herzgeräusch oder Hypertonie,
3) Positive Familienanamnese auf PHT, kardiovaskuläre Events
<50 Jahre sowie HCM, Marfan-Syndrom, LQTS, signifikante Arrhythmien.
Medizinische
Untersuchung
Mindestinhalt
(Evidenz IC):
1) Auskultation
im Liegen u. Stehen, v.a. zur Detektion von Geräuschen dynamischer LVOTO,
2) Femoralispulse zum Ausschluss CoA,
3) Evaluation auf Stigmata Marfan-Syndrom,
4) Ruhe-RR-Messung sitzend.
Weitere
Diagnostik:
EKG u.
Echokardiographie:
in USA im
Routine-Screening wegen niedriger Inzidenz, hoher Rate falsch-positiver Befunde
u. Kosten nicht empfohlen (Evidenz IIb-IIIC), wohl aber in Europa, führend
Italien (Evidenz I-IIaC), mit signifikantem Rückgang von PHT.
Gentests:
zukünftige
Involvierung von Gentests bei jungen High-Risk-Sporttreibenden in USA geplant.
Konklusion:
1) Junge intensiver Sporttreibende sollten
auf präexistente kardiovaskuläre Erkrankungen mit Gefahr PHT gescreent, bei
kardiovaskulären Abnormitäten kardiologisch evaluiert u. ihre Belastbarkeit
nach Guidelines von ACC/ACSM eingestuft werden.
2) In Deutschland “Sportuntersuchung” als Screening als sog. IGEL-Leistung
praktikabel.
3) PBLS u. PALS sollten geschult
werden (v.a. Laien-CPR).
4) Zugang der Öffentlichkeit zu Defibrillatoren bei Sportveranstaltungen mit
hoher Inzidenz von Commotio cordis-Events u. Ausbildung in der Anwendung von
Defibrillatoren u. CPR ist wirksamste Maßnahme um das Survival von Menschen,
die einen PHT erleiden, zu verbessern.
5) Gegen Commotio cordis mit reflektorischem PHT (große US-Registerdaten) haben
sich Protektoren international als unsicher u. sportartspezifisch hinderlich
erwiesen. Ein intensives Gefahr-Ausweichtraining wird stattdessen empfohlen.
Wichtiger Zusatz: Bei detektierten Koronararterienanomalien darf
nicht davon ausgegangen werden, dass kein Risiko besteht, wenn die aberrant
verlaufende Arterie weder interarteriell, intramural noch intraseptal verläuft.
Unabhängig von Abgang u. Verlauf der Koronararterien ist die hämodynamische
Situation entscheidend. Deshalb ist hier immer ein Stresstest durchzuführen.