Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Alarmierende Situation kardiovaskulärer Prävention bei Kindern in Deutschland – Unkontrollierbare Mechanismen früh entstehender Risikofaktoren für einen kardiovaskulären Tod
R. Eyermann1
1Rehabilitation f. Kinder & Jugengliche, AHB, Kind-Mutter/Vater-Rehabilitation, Klinik Schönsicht, Berchtesgaden;

Hintergrund:
Letalitätsstatistik in D Nr.1: 40% HKL-Erkrankungen - Spitzenplatz in OECD, vor USA u.UK.

Methodik:
Literaturrecherche. Eigene Untersuchungen. Praxis-Fazit.

Ergebnisse:

WHO Global NCD Action Plan 2013-2020: Projekt Prävention auf nationaler u. regionaler Ebene Ziele definierende Maßnahmen, durch internationale Kooperation verknüpft u. gestärkt.

In D KIGGS-Studie ab 2003 fortlaufend: Kinder < 5 J. 3,5% Übergewicht, im Alter 5-19 J. 15% Übergewicht u. 6% Adipositas. Wirksame Adipositasinterventionen gut bekannt: ↑körperlicher Aktivität, ↓Bildschirmzeiten, gesunde Ernährung, genug Schlaf, ↓Stress u. vorbeugender präkonzeptioneller Start ins Leben – in Realität fehlt Langzeitcompliance zu vernünftiger Lebensführung. Von 13 Mio. Kindern nur 60% in Sportclubs aktiv u. 72% erfüllen WHO-Empfehlungen ≥ 60 Min. sportlicher Aktivität/Tag nicht. IDEFICS-Studie belegt erhöhten RR bei diesen bewegungsarmen Kindern binnen 2 Jahren. In neuer sog. Kinder-Richtlinie G-BA 2019 zur Früherkennung von Krankheiten fehlt systematische Erhebung der Familienanamnese (FA) zu kardiovaskulären Erkrankungen! Für FH - eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen - ist aber frühzeitige FA ca. 2.Lj. (U7) dringlich erforderlich, vor Manifestation arteriosklerotischer Gefäßschäden im Kindesalter. WHO setzt v.a. auf populationsbasierte Strategien: präkonzeptionelle Gesundheitsförderung, spezifische Kinderbetreuung in Schulen mit genug Schulsport, gesunder Ernährung u. kostenlosem H2O, Verbannung von Transfetten u. zuckerhaltigen Snacks durch staatlicher Regulierung (Zuckersteuer) u. Verbot entsprechender Industriereklame (v.a. in Sportvereinen) - Maßnahmen, die auch in D unzureichend umgesetzt werden. Bisher zu wenig beachtet genetische Prädisposition u. damit epigenetische Prozesse, die Primärprävention eröffnen: Adipositas der Gravida u. Übergewicht des Fetus u. NG u. Plazentainsuffizienz mit intrauteriner Wachstumsretardierung - relativ häufige Ereignisse, mit folgend metabolischer Adaptation des Fetus u. lebenslangem metabolischem Ungleichgewicht sowie kardiovaskulären Folgen. Weitere postnatale Folgen wie soziales Umfeld mit inadäquater/minderwertiger Ernährung o. Nikotinabusus fördern auch kardiovaskuläres Risiko.

Konklusion:
Vor unkontrollierbaren Mechanismen früh entstehender CVRF für kardiovaskulären Tod ist zu warnen. Aufgabe des Staates ist Empfehlungen der WHO u. anderer Institutionen z.B. in Schulsystem u. Nahrungsmittelindustrie umzusetzen. Wir Ärzte nutzen unsere beschränkten Einflußnahmeoptionen seit langem.

 

 

 

 


 


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P164.htm