Clin Res Cardiol (2021). 10.1007/s00392-021-01933-9

Internisten und Hausärzte sind die Säulen der Versorgung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern in Deutschland
S. Freilinger1, H. Kaemmerer1, R. Neidenbach2, S. Achenbach3, P. Ewert1, F. de Haan4, N. Nagdyman1, J. Schelling5, M. Huntgeburth1, T. Meinertz6, für die Studiengruppe: VEmaH
1Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, Deutsches Herzzentrum München, München; 2Universität Wien, Wien, AT; 3Med. Klinik 2 - Kardiologie, Angiologie, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen; 4Sprecher der EMAH Task Force der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Solingen; 5Allgemeinmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität, München; 6Kardiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg;

Hintergrund: Die Zahl der Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) steigt stetig. Die vorliegende Querschnittsstudie wurde konzipiert, um die EMAH-Versorgung aus Sicht der Patienten und der Hausärzte (Fachärzte für Allgemeinmedizin und für Innere Medizin, Praktische Ärzte) zu untersuchen.

Methode: Fragebogenbasierte Querschnittsstudie zur Analyse der realen Versorgungssituation von EMAH in Deutschland aus Sicht der Patienten sowie der Hausärzte.

Ergebnisse: 4.493 EMAH (53,7% weiblich; 41,3±16,9 Jahre) und 1055 Hausärzte füllten den Fragebogen aus. Die Mehrheit der EMAH (79,8%) besuchten ihren Hausarzt wegen nicht-kardialer Gesundheitsprobleme, aber auch wegen kardialer Probleme. Fast alle EMAH hatten erheblichen medizinischen Beratungsbedarf (Leistungsfähigkeit, Berufsfindung, etc.). 2.014 (44,8%) Patienten kannten keine zertifizierten EMAH-Spezialisten oder -Zentren. 2.816 (62,7%) Befragte waren nicht über EMAH-Patientenorganisationen informiert. 87,5% der Hausärzte hatten EMAH aller Schweregrade wegen vitientypischen Rest- und Folgeerscheinungen betreut. Viele kannten keine zertifizierten EMAH-Spezialisten. Nur 28,5% zogen einen EMAH-Spezialisten konsiliarisch hinzu. Nur 23,5% kannten EMAH-Patientenorganisationen.

Schlussfolgerung: Hausärzte sind eine tragende Säule der EMAH-Versorgung in Deutschland. Die vorliegende Studie zeigt, dass EMAH und ihre Hausärzte, trotz des großen Bedarfs an spezialisierter Betreuung, weitgehend uninformiert sind über die bundesweit vorhandenen EMAH-Versorgungsstrukturen. Künftig müssen Lösungen entwickelt werden, um Hausärzte intensiver in die EMAH-Versorgung zu integrieren, um die Morbidität und Mortalität der Betroffenen niedrig zu halten.


https://dgk.org/kongress_programme/ht2021/P1029.htm