Hintergrund: Die
zweidimensionale proximale isovelocity surface area (2D PISA) Methode zur
Quantifizierung der effektiven Regurgitationsfläche (EROA) weist Einschränkungen
bei funktioneller Mitralklappeninsuffizienz (fMI) vor allem bei nicht-zirkulären
Koaptationsdefekten und multiplen Regurgitationsjets auf.
Ziel: Unser Ziel
war es, die anatomische Regurgtiationsfläche (AROA), bestimmt mittels zweier
unterschiedlicher Verfahren, gegen die konventionelle 2D PISA-Methode bei
Patienten mit fMI zu validieren.
Methoden: Die 2D-Farbdoppler-Datensätze
wurden während transoesophagealer Echokardiographie-Untersuchungen (TEE)
akquiriert und die EROA nach 2D PISA nach den Empfehlungen der aktuellen
Richtlinien der European Association of Cardiovascular Imaging gemessen.
Sukzessive führten wir während des TEEs 3D-Vollvolumen-Doppler-Aufnahmen, sowie
3D-Zoom-Aufnahmen durch. Die Analyse der 3D Datensätze wurde offline mit der
Multiplanaren Rekonstruktionsmethode (MPR) durchgeführt.
Alle Messungen wurden über analoge systolische Phasen dreier separater
Herzschläge gemittelt. Die AROA wurde unabhängig voneinander einmal durch
Subtraktion des Farbdopplers vom 3D Doppler-Datensatz (AROA ohne Farbe) und ein
zweites Mal in der 3D‑Zoom‑Aufnahme (AROA Morphe) jeweils durch Messung
der Fläche des anatomischen Koaptationsdefekts bestimmt. Wir validierten die
beiden AROA-Verfahren gegen die EROA 2D PISA mit der Bland-Altman-Methode wie
folgt: Mittlere Differenz, Grenzen der Übereinstimmung (LoA),
Pearson-Korrelationskoeffizient r und Intraklassen-Korrelationskoeffizient
(ICC).
Ergebnisse: Die
Analyse erfolgt anhand von 90 Patienten mit fMI (Alter 78±7 Jahre, NYHA-Stadium
2.9±0.6, Body-Mass-Index 27±5, linksventrikuläre Auswurffraktion 38±13%,
systolischer / diastolischer Blutdruck 131±24 / 71±12mmHg). Die beiden AROA-Methoden
korrelierten signifikant miteinander (r = 0,96;
p < 0,001) und wiesen mit einer mittleren Differenz von 0,002 cm²
keinen signifikanten Unterschied untereinander auf (p = 0,458). Sowohl
für die AROA ohne Farbe als auch für die AROA Morphe lagen starke Korrelationen
(r = 0,96 und r = 0,95; beide p < 0,001) mit der
EROA 2D PISA vor. AROA ohne Farbe und AROA Morphe besaßen analog im Mittel
signifikant größere Werte als die EROA 2D PISA (Mittlere Differenzen: 0,014 cm²
und 0,015 cm²; für beide p < 0,001) und wiesen im Vergleich zur
EROA 2D PISA geringere Streuungen der Werte (LoAs: 0,086 bis -0,053 cm² und
0,081 bis -0,056 cm²) auf. Im Vergleich zur 2D PISA (ICC = 0,77) zeigten
die anatomischen Methoden zudem jeweils mit einem ICC von 0.86 geringere
Abweichungen zwischen den Wiederholungsmessungen.
Schlussfolgerung: Unsere
Analysen zeigen, dass die beiden AROA-Methoden übereinstimmende und valide Werte
erzeugen und im Vergleich zur herkömmlichen 2D PISA eine bessere Reliabilität mit
geringerer Messabweichung besitzen. Dabei zeichnen sich die anatomischen
Verfahren insbesondere bei fMI im Gegensatz zur 2D PISA durch Unabhängigkeit
von Doppler-assoziierten Flussanomalien oder geometrische Annahmen der Messung
aus. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die klinischen Vorteile der
anatomischen Verfahren bei der Schweregrad-Quantifizierung der fMI gegenüber
unabhängiger Vergleichsmethoden zu bestätigen.