Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019

Vorteil der anatomischen Regurgitationsfläche gegenüber Doppler-basierten Verfahren zur Quantifizierung der funktionellen Mitralklappeninsuffizienz

V. Greulich1, K. M. Sveric1, F. M. Heidrich1, A. Linke1, C. Pflücke1
1Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Herzzentrum Dresden GmbH an der TU Dresden, Dresden;

Hintergrund: Die zweidimensionale proximale isovelocity surface area (2D PISA) Methode zur Quantifizierung der effektiven Regurgitationsfläche (EROA) weist Einschränkungen bei funktioneller Mitralklappeninsuffizienz (fMI) vor allem bei nicht-zirkulären Koaptationsdefekten und multiplen Regurgitationsjets auf.

 

Ziel: Unser Ziel war es, die anatomische Regurgtiationsfläche (AROA), bestimmt mittels zweier unterschiedlicher Verfahren, gegen die konventionelle 2D PISA-Methode bei Patienten mit fMI zu validieren.

 

Methoden: Die 2D-Farbdoppler-Datensätze wurden während transoesophagealer Echokardiographie-Untersuchungen (TEE) akquiriert und die EROA nach 2D PISA nach den Empfehlungen der aktuellen Richtlinien der European Association of Cardiovascular Imaging gemessen. Sukzessive führten wir während des TEEs 3D-Vollvolumen-Doppler-Aufnahmen, sowie 3D-Zoom-Aufnahmen durch. Die Analyse der 3D Datensätze wurde offline mit der Multiplanaren Rekonstruktionsmethode (MPR) durchgeführt. Alle Messungen wurden über analoge systolische Phasen dreier separater Herzschläge gemittelt. Die AROA wurde unabhängig voneinander einmal durch Subtraktion des Farbdopplers vom 3D Doppler-Datensatz (AROA ohne Farbe) und ein zweites Mal in der 3D‑Zoom‑Aufnahme (AROA Morphe) jeweils durch Messung der Fläche des anatomischen Koaptationsdefekts bestimmt. Wir validierten die beiden AROA-Verfahren gegen die EROA 2D PISA mit der Bland-Altman-Methode wie folgt: Mittlere Differenz, Grenzen der Übereinstimmung (LoA), Pearson-Korrelationskoeffizient r und Intraklassen-Korrelationskoeffizient (ICC).

 

Ergebnisse: Die Analyse erfolgt anhand von 90 Patienten mit fMI (Alter 78±7 Jahre, NYHA-Stadium 2.9±0.6, Body-Mass-Index 27±5, linksventrikuläre Auswurffraktion 38±13%, systolischer / diastolischer Blutdruck 131±24 / 71±12mmHg). Die beiden AROA-Methoden korrelierten signifikant miteinander (r = 0,96; p < 0,001) und wiesen mit einer mittleren Differenz von 0,002 cm² keinen signifikanten Unterschied untereinander auf (p = 0,458). Sowohl für die AROA ohne Farbe als auch für die AROA Morphe lagen starke Korrelationen (r = 0,96 und r = 0,95; beide p < 0,001) mit der EROA 2D PISA vor. AROA ohne Farbe und AROA Morphe besaßen analog im Mittel signifikant größere Werte als die EROA 2D PISA (Mittlere Differenzen: 0,014 cm² und 0,015 cm²; für beide p < 0,001) und wiesen im Vergleich zur EROA 2D PISA geringere Streuungen der Werte (LoAs: 0,086 bis -0,053 cm² und 0,081 bis -0,056 cm²) auf. Im Vergleich zur 2D PISA (ICC = 0,77) zeigten die anatomischen Methoden zudem jeweils mit einem ICC von 0.86 geringere Abweichungen zwischen den Wiederholungsmessungen.

 

Schlussfolgerung: Unsere Analysen zeigen, dass die beiden AROA-Methoden übereinstimmende und valide Werte erzeugen und im Vergleich zur herkömmlichen 2D PISA eine bessere Reliabilität mit geringerer Messabweichung besitzen. Dabei zeichnen sich die anatomischen Verfahren insbesondere bei fMI im Gegensatz zur 2D PISA durch Unabhängigkeit von Doppler-assoziierten Flussanomalien oder geometrische Annahmen der Messung aus. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die klinischen Vorteile der anatomischen Verfahren bei der Schweregrad-Quantifizierung der fMI gegenüber unabhängiger Vergleichsmethoden zu bestätigen.


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