Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019

Echtzeitdosimetrie im Herzkatheterlabor – Einsatz neuer Technologien zur Visualisierung der Strahlenexposition des medizinischen Personals
G. Kassner1
1Herzzentrum, Segeberger Kliniken GmbH, Bad Segeberg;
Einleitung:
Röntgendurchleuchtung zählt im Bereich der invasiven Kardiologie zu den wichtigsten bildgebenden Verfahren. Deutschlandweit werden jährlich über 1,2 Millionen katheterinterventionelle Eingriffe durchgeführt, welche mit einer Strahlenexposition sowohl für den Patienten, als auch für das medizinische Personal verbunden sind.

Die Praxis zeigt, dass die Exposition des Personals im HKL unter optimalen Bedingungen die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Dosisgrenzen nicht überschreitet. Fehlenden Kenntnissen im Strahlenschutz, Anwendungsfehler und Mängel im persönlichen und baulichen Strahlenschutz können hier aber zu einer erheblichen Dosiserhöhung führen.

Beim ABC des Strahlenschutzes steht das „A“ für Avoidance. Die Nutzung des persönlichen und baulichen Strahlenschutzes, die Einführung von LowDose-Programmen und damit die Optimierung der Gerätetechnik führen zur Vermeidung der Exposition.

Das „B“ steht für Behavior. Regelmäßiges Trainieren und ein strahlenhygienisches Arbeitsverhalten beeinflussen ebenfalls die Strahlenexposition.

Die Kontrolle „C (Control)“ und somit die Überprüfung der angewandten Massnahmen ist mit Umsetzung der neuen Strahlenschutzverordnung verpflichtend, in den meisten Herzkatheterlaboren aber nur schwer umsetzbar. Letztendlich eine Kontrolle nur möglich, wenn die Strahlenexposition messbar und somit bekannt ist.

Durchführung:
Seit Dezember 2018 nutzen wir das Echtzeitdosimetriesystem RaySafe i3 zur Visualisierung und zeitkodierten Aufzeichnung individueller Strahlenexposition. Dabei überträgt das Dosimeter die erfasste Ortsdosis und Ortsdosisleistung kabellos und in Echtzeit auf einen Auswerterechner und ein im Untersuchungsraum befindliches Display, welches das im Kontrollbereich tätige medizinische Personal über die aktuelle Strahlenexposition informiert und Änderungen im Verhalten aus strahlenhygienischer Sicht sofort sichtbar macht.

Bei 420 Prozeduren wurden in einem Zeitraum von 6 Monaten die Dosimetrie eingesetzt. Dabei wurde der Fokus auf katheterinterventionelle Eingriffe gelegt, die i.d.R. wegen langer Durchleuchtungszeiten, wie z.B. CTO`s oder dosisintentensiver Technik, wie z.B. PTA Inch DSA-Technik , mit einer hohen Strahlenexposition einher gehen. in einer hohen Anzahl am Standort durchgeführt werden, z.B. Koronarangiografien und PCI mit hohem Personaleinsatz im Kontrollbereich durchgeführt werden, wie z.B. TAVI.
 
i.d.R. sehr dosisarm sind., weil alternative Bildgebung genutzt wird, wie z.B. in der Elektrophysiologie

Ergebnisse:


Abb. 1: Positionen der Messstandorte im Hybrid-OP.


Abb. 2: Gesamtübersicht der akkumulierten Ortsdosis [µSv] aller Untersuchungen. Aufgliederung in die unt. Positionen sowohl in Summe, als auch im prozentualen Anteil.


Abb. 3: Durchschnittliche akkumulierte Ortsdosis [µSv] der unterschiedlichen Positionen (sofern besetzt) bei verschiedenen Prozeduren. Anzahl der gemessenen Untersuchungen der jeweiligen Prozeduren in Klammern.

Zusammenfassung:
Die Neuregelungen in der Strahlenschutzverordnung dienen der Verbesserung im Strahlenschutz. Die Investition in Ausbildung und Training ist sinnvoll. Echtzeitdosimetrie im Herzkatheterlabor ist ein wichtiges Werkzeug, welches Strahlenexposition visualisiert und Trainingserfolge messbar macht.

https://www.abstractserver.com/dgk2019/ht/abstracts//P860.htm