Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019

Atrioventikulärer Block III° als Erstmanifestation einer Riesenzellarteriitis
C. Lang1, P. Kochev1, S. Yücel1, A. Öner1, H. Ince1, E. Caglayan1
1Klinik für Kardiologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock;

Hintergrund: Eine kardiovaskuläre Beteiligung bei Riesenzellarteriitis ist selten und ein AV-Block als initiale Manifestation wurde bisher nicht beschrieben.

Fallvorstellung:

Eine 51-jährige Patientin stellte mit symptomatischer Hypotonie und Bradykardie seit 2 Wochen in der Notaufnahme vor. Im Aufnahme 12-Kanal EKG zeigte sich ein AV-Block III° mit einem hohen junktionalen Ersatzrhythmus (Abbildung 1A). Während die körperliche Untersuchung unauffällig blieb, fiel laborchemisch ein erhöhtes C-reaktives Protein, sowie eine erhöhte BSG auf, das Procalcitonin war normwertig. Nach Ausschluss potentieller inflammatorischer Differentialdiagnosen, initiierten wir kalkuliert eine eine Prednisolonstoßtherapie. Hierunter stellte sich innerhalb von 2 Tagen ein stabiler, normofrquenter Sinusrhyhtmus ein (Abbildung 1B), sodass die Implantation eines Schrittmachers vermieden werden konnte (Abbildung 1B)

In der Herzkatheteruntersuchung konnte eine relevante koronare Herzerkrankung ausgeschlossen werden. Allerdings zeigte sich in der F18-FDG PET-CT Untersuchung intensive fokale Tracermehranreicherungen im Bereich der Aortenwurzel, des basalen interventrikulären Septums (IVS), sowie im Bereich der dorsalen thorakalen Aorta am Übergang des Aortenbogens zur A. descendens (Abbildung 2A,B), woraufhin die Diagnose einer Aortitis gestellt werden konnte. Die Lokalisation des AV-Knotens im Bereich des inflammatorischen IVS führte im dargestellten Fall damit zum kompletten AV-Block. Nach Fortführung der immunsuppressiven Therapie mit Prednisolon per os, wurde nach 9 Monaten erneut eine Verlaufs F18-FDG PET-CT Untersuchung durchgeführt. Hierbei zeigte sich eine komplette metabolische Remission im Bereich der dorsalen thorakalen Aorta, sowie eine deutliche Reduktion des fokalen Tracer-Uptakes im IVS (Abbildung 2C,D).
Fazit:
Bei jungen Patienten mit komplettem AV-Block sind Arteritiden mit Beteiligung der Aortenwurzel seltene, aber wichtige Differentialdiagnosen. Folglich können unnötige Schrittmacherimplantationen bei reversiblen Ursachen von kompletten AV-Blöcken- wie hier einer Riesenzellarteriits- vermieden werden.


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