Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019 |
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Vermeidung der Implantation eines Kardioverter/Defibrillators durch Bridging mit der tragbaren Defibrillator-Weste | ||
N. Klein1, T. Kuntz1, S. Dhein2, M. Klein3 | ||
1Klinik für Kardiologie, Angiologie und intern. Intensivmedizin, Klinikum Sankt Georg, Leipzig; 2Rudolf-Boehm-Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig; 3Praxis polimed, Leipzig; | ||
Die Verbesserung der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) bei Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz kann durch optimale medikamentöse Therapie (OMT) erreicht werden. Patienten mit LVEF unter 35% haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten des plötzlichen Herztodes (SCD) und sollten daher mit einem implantierbaren Kardioverter/Defibrillator (ICD) geschützt werden. Da von der Diagnosestellung und Initiierung einer OMT bis zum Erfolg der medikamentösen Therapie einige Zeit vergeht, besteht die Option, den Patienten zur Überbrückung dieses Zeitraums mit einem tragbaren Kardioverter/Defibrillator (WCD) vor dem SCD zu schützen. Wie lange auf den Therapieerfolg gewartet werden muss und von welchen Faktoren die Response auf OMT abhängt, ist unklar.
In unsere retrospektive monozentrische Analyse wurden 104 Patienten eingeschlossen, bei denen eine reduzierte LVEF erstdiagnostiziert wurde, die sich im chronischen Stadium befand und nicht durch revaskularisierende Maßnahmen verbessert werden konnte. Das mittlere Alter der Patienten betrug 68,9 (±11,7) Jahre, 81% (84/104) der Patienten waren männlich. Die LVEF wurde mittels echokardiographischer Standarduntersuchung bestimmt. Nach Ausschluss reversibler Ursachen für die LVEF unter 35% und Initiierung und Optimierung einer leitliniengerechten medikamentösen Herzinsuffizienztherapie erfolgte die Verordnung des WCD (LifeVest®; Firma ZOLL Medical Corporation). Die erste poststationäre Vorstellung erfolgte im Mittel nach 30 Tagen, um die Herzinsuffizienztherapie anzupassen. Nach 62±36 Tagen erfolgte die Reevaluierung der LVEF, wenn diese unter 35% lag, erfolgte die primärprophylaktische ICD Implantation. Die Entwicklung der LVEF und die Implantationsrate wurden nachfolgend korreliert mit der kardialen Grunderkrankung [ischämische Kardiomyopathie (ICM) vs. nicht ischämische Kardiomyopathie (NICM)], Begleiterkrankungen und Alter/Geschlecht. Für jeden Patienten wurden die Tragedauer des WCD insgesamt, die Tragedauer pro Tag und die Ereignisse, die Interventionen des WCD erforderlich machten, registriert.
Bei 58% (60/104) lag eine ischämische Kardiomyopathie und zu 42% (44/104) eine nicht ischämische dilatative Kardiomyopathie vor. Die Tragedauer des WCD lag bei 22.8 ± 1.9 Stunden/Tag. Es konnten 2 Episoden von Kammerflimmern mit adäquaten WCD-Interventionen beobachtet werden, beide bei ICM-Patienten. Inadäquate oder ineffektive Schocks gab es nicht. Die LVEF konnte durch OMT von initial 28.5 ± 6,4% auf 40 ± 11.7% verbessert werden (p<0.0001). Die Verbesserung der LVEF über 35% wurde bei 66/104 (63%) unserer Patienten erreicht, sodass nur 37% der Patienten nachfolgend einen ICD erhielten. Dies betraf zu 41% Patienten mit ICM und 30% Patienten mit NICM (p=0.205).
Der Schutz vor dem SCD in der Einstellungsphase einer Herzinsuffizienz mit einem WCD ist sicher. Voraussetzung dafür ist eine entsprechende Compliance der Patienten. Die Entscheidung für oder gegen eine primärprophylaktische ICD-Implantation kann nach 2 Monaten erfolgen, NICM-Patienten sprechen besser auf die OMT an, als ICM-Patienten. Die LVEF kann sich in über 60% der Fälle auf über 35% erholen, bereits nach 60 Tagen könnte dann die WCD-Therapie beendet werden. |
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https://www.abstractserver.com/dgk2019/ht/abstracts//P673.htm |