Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019 |
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Interventionelle Therapieverfahren der Hauptstammstenose Ein-Jahresvergleich selbstexpandierender Stentsysteme versus ballonexpandierenden Stents | ||
A. Wolf1, M. Siry1, C. Kenn1, S. Biesenberger1, A. May1 | ||
1Medizinische Klinik I, Klinikum Memmingen, Memmingen; | ||
Hintergrund: Die interventionelle Therapie der ungeschützten Hauptstammstenose stellt für jeden Kardiologen eine Herausforderung dar. Die sichere Handhabung spezieller Bifurkationstechniken inklusive proximaler Optimierung und Kissing-Ballon-Manöver ist hierbei erforderlich. Zusätzlich spielt die eigentliche Bifurkationsanatomie mit ihren unterschiedlichen Gefäßdiametern zwischen proximalem und distalem Segment einerseits sowie dem abgehenden Seitgefäß andererseits eine wesentliche Rolle. Selbstexpandierende Bifurkationsstents können aufgrund ihren speziellen Eigenschaften, sich den unterschiedlichen Gefäßdiametern selbständig anzupassen, in dieser Therapie von Vorteil sein und die gesamte Prozedur vereinfachen. Wir verglichen 102 Patienten mit signifikanter Hauptstammstenose, aufgeteilt in jeweils zwei Gruppen zu je 51 Patienten über einen Zeitraum von 30 Tage und nach einem Jahr bezüglich MACE-Rate, definiert als kardialer Tod, Myokardinfarkt, Zielläsion-Revaskularisation); zusätzlich wurde auch die Stentthromboserate untersucht. Die erste Gruppe (A) wurde primär mit einem selbstexpandierenden Stentsystem (STENTYS, STENTYS-SES, Xposition S, STENTYS-SA, Frankreich) behandelt, die zweite Gruppe (B) primär mit einem ballonexpandierenden Stent (DES, 2. Generation) therapiert. Patienten-Charakteristik: In beiden Gruppen waren die meisten Patienten männlich (A:
72,5%; B: 84,6%). Das Durchschnittsalter betrug in A: 72,5 Jahre, in B: 74,5
Jahre. Das Auftreten eines akuten Koronarsyndroms war in beiden Gruppen gleich
(A. 39,2%; B: 39,2%). Die meisten Patienten besaßen einen niedrigen bzw.
mittleren Syntax-Score (Gruppe A: 66,7%; Gruppe B: 58,8%) Prozeduren-Charakteristik: Eine Ein-Stent-Strategie war in beiden Gruppen in den meisten Fällen ausreichend (A: 62,7%, B: 68,8%), Im Falle einer Zwei-Stent-Strategie kam in beiden Gruppen die T and Protusion- (TAP), alternativ auch die Coulotte-Technik zur Anwendung. Die Häufigkeit eines abschließenden Kissing-Ballon Manövers war jedoch in beiden Gruppen unterschiedlich (A: 11,8%; B: 35,3%, p>0,05). Ergebnisse: Die primäre (technische) Erfolgsrate war in beiden Gruppen 100%, die 30 Tage MACE-Rate betrug in Gruppe A: 3,9%, in B: 5,9%; p=n.s.. Nach einem Jahr Nachbeobachtung lag die MACE-Rate in Gruppe A bei 11,8%, in Gruppe B bei 9,8%; p= n.s.. In Gruppe A zeigte sich keine Stentthrombose, in Gruppe B wurde eine definitive und eine mögliche Stentthrombose beobachtet. Zusammenfassung: Die interventionelle Therapie der ungeschützten Hauptstammstenose mittels eines selbstexpandierenden Stentsystems ist im Vergleich zur Anwendung aktueller medikamentenbeschichteter Stents sicher und effektiv. Die MACE-Raten nach 30 Tagen und einem Jahr unterschieden sich nicht wesentlich. Auffällig war jedoch eine signifikant niedrigere Rate an Kissing-Ballon Manövern in der selbstexpandierenden Stentgruppe, was auf eine Prozedurvereinfachung hinweist. Hier sollten weitergehende Untersuchungen, insbesondere randomisiert, durchgeführt werden. |
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https://www.abstractserver.com/dgk2019/ht/abstracts//P643.htm |