Hintergrund
Die Auskultation ist eine schnelle, kosteneffektive diagnostische Methode. Klinische Fachkompetenz führt zur raschen Arbeitsdiagnose, die unverzüglich richtige therapeutische Schritte ermöglicht. Sie grenzt auf
wenige Differenzialdiagnosen ein, wodurch die Menge an apparativer Diagnostik minimiert werden kann. Sie erlaubt dem Arzt außerdem, Ergebnisse apparativer Diagnostik zu kontrollieren, zu verifizieren oder ggf. zu korrigieren. Durch die Technisierung der Medizin geriet die Kunst der Anamnese und der körperlichen Untersuchung in den letzten Jahrzehnten zunehmend in den Schatten apparativer Methoden. Auch die ehemals hochentwickelte Befähigung zur Herzauskultation („Hohe Schule“ der klinisch-ärztlichen Untersuchung) ging mit Einführung der Echokardiographie in den 80er Jahren den Kardiologen weitestgehend verloren. Dadurch brachen die Lehrer weg, die traditionell alle anderen Arztgruppen in dieser Untersuchungstechnik unterrichtet hatten.
Methode
Bei 4 Cardio-Refresher-Veranstaltungen der DGK wurden 2018 „Hörtests für Kardiologen“ durchgeführt. Die Resultate weisen auf eine niedrige Kompetenz der Herzauskultation hin. Die Ergebnisse sind konsistent zu vergleichbaren Untersuchungen aus den USA aus 1993 [1], 2006 [2] und 2015 [3].
Mit einer Soundanlage wurden Auskultationsbefunde vorgestellt, z.T. mit klinischen Hinweisen. Über ein TED-System (LUMI) wählten die Probanden in einem MC-System eine von 5 möglichen Antworten aus. Die Resultate in Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und Erfurt wurden gepoolt und ausgewertet (Abb.).
Ergebnisse
Teilnehmer waren Kliniker, Niedergelassene und 3 anderweitig tätige Ärzte. 121 von 170 waren Kardiologen. Die Richtigkeit der Hörbefunde wurde in % richtige Antworten berechnet und betrug über alle 10 Auskultationsbefunde im Durchschnitt 31,2% (Streuung 9,2% bis 54,7%).
Diskussion
Mehrere Autoren weisen auf die hohe Effizienz der Auskultation hin, wenn sie beherrscht wird [4], [5], [6]. Durch sie können schnell, einfach und ökonomisch Herzerkrankungen diagnostiziert werden. Hausärzte, Internisten u.a. Fachgruppen können herzkranke Patienten herausfiltern und rechtzeitig zum Kardiologen überweisen, bevor eine interventionelle oder operative Therapie zu spät kommt.
Das OP-Risiko bei nicht-kardiovaskulären OP kann weitgehend klinisch eingeschätzt werden, wenn Anamnese, körperliche Untersuchung incl. Auskultation, Beurteilung von EKG und Rö-Thorax beherrscht werden. Ein Echo ist nur bei Hochrisikoeingriffen oder bei klinischen Hinweisen auf eine relevante Herzerkrankung erforderlich.
Klinisch-ärztliche Fachkompetenz führt zu minimalem Einsatz apparativer Diagnostik.
Schlußfolgerung
Die Fachkompetenz der Herzauskultation ist in dieser Stichprobe deutscher Internisten und Kardiologen nicht zufriedenstellend. Die Lehre der ärztlichen Fähigkeit der Herzauskultation sollte systematisch verbessert werden.