Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019

STEMI bei Stentthrombose aufgrund Clopidogrel- und Acetylsalicylsäure-Resistenz bei einer 65-jährigen Patientin nach PTCA und DES-Implantation von hochgradigen LCX- und Marginalast 1-Stenosen
M. Berger1, S. Rogowski1, D. H. Antoni1, E. Hoffmann1, M. Deichstetter1
1Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Bogenhausen, München;
Vorgeschichte:
Bei einer 65-jährigen Patientin war es im Rahmen einer elektiven Resektion eines symptomatischen Keilbeinflügelmeningeoms links (Exophthalmus und Visusminderung des linken Auges) intraoperativ zu Kammerflimmern gekommen. Nach Reanimationsmaßnahmen (Herzdruckmassage über ca. 8 Minuten, 4x Defibrillation) konnte ein Spontankreislauf etabliert werden. Die Operation wurde abgebrochen. In einer Koronarangiographie konnte die Erstdiagnose einer koronaren 1-Gefäßerkrankung mit hochgradigen proximalen Stenosen von LCX und Marginalast 1 (M1) gestellt werden. Die Stenosen wurden erfolgreich mittels PTCA und DES-Implantation versorgt. Unter dualer Thrombozytenaggregationshemmung mit Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel kam es nach 7 Tagen zu einem akuten STEMI. In einer erneuten Koronarangiographie zeigten sich thrombotische Stentverschlüsse im Bereich der LCX und des M1. Eine Testung der Thrombozytenaggregationshemmung zeigte eine Resistenz auf sowohl ASS als auch Clopidogrel.

Therapie:
OCT-gesteuerte PTCA sowie intravenöse Thrombozytenaggregationshemmung mittels Glykoprotein IIb/IIIa-Inhibitor (Tirofiban) und Umstellung der Thrombozytenaggregationshemmung auf Ticagrelor 90 mg 1-0-1 und ASS 300 mg 1-0-0.

Verlauf:
In der Testung der Thrombozytenaggregationshemmung zeigten sich nach Therapieumstellung regelrechte Messwerte für Ticagrelor und ASS. Die Herzenzyme waren rückläufig, die Patientin durchgehend hämodynamisch stabil und beschwerdefrei. In einer Echokardiographie zeigte sich normale LV-Funktion. Die neurochirurgische Operation zur Resektion des Keilbeinflügelmeningioms ist 3 Monate nach DES-Implantation unter pausierter Ticagrelortherapie und Herzkatheter-Standby vorgesehen. Die Patientin wurde bei intraoperativem Kammerflimmern sowie positiver Familienanamnese für einen plötzlichen Herztod mit einem sekundärprophylaktischen 1-Kammer-ICD versorgt.

Zusammenfassung:
Es zeigte sich bei dieser Patientin eine Resistenz auf beide Thrombozytenaggregationshemmer, welche routinemäßig nach DES-Implantation zum Einsatz kommen. Durch die duale Resistenz kam es zu einem Stentverschluss mit resultierendem STEMI. Mittels einer Testung der Thrombozytenaggregationshemmung konnte die Resistenz diagnostiziert werden und eine Therapieumstellung erfolgen. Der Fall zeigt den Stellenwert einer Testung der Thrombozytenaggregationshemmung nach koronarer Stentimplantation auf um mögliche Resistenzen auf Thrombozytenaggregationshemmer frühzeitig zu erkennen.


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