Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019

Ein überraschender Fund
V. Pekny1, A. de Souza Vieira1, H. Jolie1, L. Baumgart1, K. Ibrahim1, J. Schweizer1
1Klinik für Innere Medizin I, Klinikum Chemnitz gGmbH, Chemnitz;
Eine 68 jährige Patientin stellte sich aufgrund atypischer, thorakaler Beschwerden ambulant vor. Diese waren lagerungsabhängig auslösbar. In der Anamnese ergab sich ein erhöhtes Risikoprofil für eine KHK bei erhöhten Lipoprotein(a) Werten und arterieller Hypertonie. Das Ruhe-EKG zeigte keine Auffälligkeiten. Eine transthorakale Echokardiographie zeigte bei eingeschränkten Schallbedingungen keinen auffälligen Befund.
Eine vor 5 Jahren durchgeführte Myokardszintigraphie zeigte keinen pathologischen Befund. Eine fahrradergometrische Belastung war aufgrund Gelenkbeschwerden nicht durchführbar.
Nach Procam-Score hatte die Patientin ein geringes 10-Jahres Risiko für KHK. Daher entschied man sich für die direkte Durchführung einer Koronar-Computertomographie.
Die kurzzeitig darauf durchgeführte Koronar-CT zeigte neben einer geringen distalen LAD Stenose einen unauffälligen Koronarbefund. Es zeigte sich jedoch nebenbefundlich eine gestielte  Raumforderung im Bereich des rechtskoronaren Segels mit einer Größe von 9*7*7mm. Die daraufhin durchgeführte transösophageale Echokardiographie bestätigte die Raumforderung mit dem Verdacht auf ein Fibroelastom. Die Patientin wurde daraufhin antikoaguliert und einem operativen Zentrum zur Entfernung des Tumors vorgestellt. Dieser wurde mitsamt der Aortenklappe entfernt und durch eine biologische Aortenklappe ersetzt. Histologisch konnte der Verdacht auf ein Fibroelastom bestätigt werden.
Das papilläre Fibroelastom ist der dritthäufigste Tumor am Herzen mit einer Inzidenz 0,01-0,3% in Autopsiestudien. Die häufigste Lokalisation (83%) stellt die Aortenklappe dar. Zumeist handelt es sich um einen Zufallsbefund, da der Tumor meist asymptomatisch verläuft. Makroskopisch imponiert der Tumor gestielt mit seeanemonen-förmigen Ausläufern. Häufig werden Patienten durch Embolien symptomatisch, wobei dies entweder durch Thromben auf dem Tumor oder Tumorgewebe selbst entstehen kann.
Dieser seltene Befund an der Aortenklappe wäre durch andere nicht-invasive Untersuchungen wie der Szintigraphie nicht nachweisbar gewesen. Ebenso hätte dieser Befund bei einer invasiven Koronarangiographie übersehen werden können.
Dieser Fall demonstriert den diagnostischen Mehrwert der Computertomographie gegenüber anderer bildgebender Verfahren. Ebenso kann bei geplanter kardiochirurgischer OP auf eine weitere invasive Koronardiagnostik verzichtet werden.

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