Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019
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Erfolgreiche konservative Behandlung einer gedeckten Annulusruptur nach transfemoraler Implantation einer Aortenklappenprothese (TF-TAVI)
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K. Hönemann1, M. Kowalski1, M. Billion2, D. Härtel3, S. Hofmann2, N. Franz1, T. Jozwicki2, H. Warnecke2, J. Thale1, G. Mönnig1
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1Kardiologie, Schüchtermann-Schiller'sche Kliniken Bad Rothenfelde GmbH & Co. KG, Bad Rothenfelde; 2Herzchirurgie, Schüchtermann-Schiller'sche Kliniken, Bad Rothenfelde; 3Klinik für Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin, Klinikum Lippe-Detmold, Detmold;
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Hintergrund: Die Annulusruptur ist eine gefürchtete Komplikation bei kathetergestützer
Implantation von Aortenklappenprothesen. Ausgeprägte, v.a. exzentrische
Verkalkungen der stenosierten Aortenklappe und Kalkformationen im LVOT gelten
hierfür als Risikofaktoren. Als Therapie kommt in der Regel nur die Konversion
in eine konventionelle Operation mit Übernähung des Defektes und Implantation
einer Bioprothese unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine in Betracht. Hierbei
besteht eine hohe Mortalitätsrate.
Fall: Wir berichten den Fall eines 91jährigen, männlichen Patienten mit
einem log. Euro-Score von 46,7% (Euro-Score
II 10,2%; STS-Score 6,8%) und hochgradiger Aortenklappenstenose. Diese ist mit
Schwindel und Dyspnoe NYHA III zunehmend symptomatisch. Bei altersentsprechend
rüstigem Patienten wurde daher entschieden, über ein katheterbasiertes
Verfahren eine Aortenklappenprothese zu implantieren. Bei hierfür geeigneten
Beckengefäßen, einer Annulusgröße von 28 mm und einer Bulbusgröße von 35 mm,
wurde die transfemorale Implantation einer 29 mm Sapien 3 -
Aortenklappenprothese der Firma Edwards (Edwards Lifesciences Corp., Irvine, CA,
USA) festgelegt.
Klappenimplantation und Verlauf: Bei zunächst problemloser Implantation kam es danach zu einem
Blutdruckabfall durch Auftreten eines deutlichen und zunehmenden
Perikardergusses mit Tamponade. Als Ursache wurde angiographisch eine
Annulusruptur dargestellt (Abb.1). Es wurde eine sofortige Entlastung des Perikardergusses durch
chirurgische Anlage einer Perikarddrainage herbeigeführt und das vor
Implantation verabreichte Heparin durch Protamingabe antagonisiert. Der
systolische Blutdruck wurde auf niedrig-normalen Werten gehalten. Nach
Entlastung des Ergusses kam es zu einer schnellen Stabilisierung des Kreislaufs
unseres Patienten. Unter ständiger TEE-Kontrolle konnte kein weiterer Erguss
dargestellt werden. Der Patient wurde
mehrere Tage intensivmedizinisch überwacht und wurde dann mobilisiert und in
eine geriatrische Rehabilitation verlegt.
Zusammenfassung: Dieser Fall zeigt, dass nicht bei jeder Annulusruptur
eine Konversion zwingend erforderlich ist. Gelegentlich kann nach unverzüglicher
Perikarddrainage abgewartet werden, ob sich der Patient stabilisiert. Insbesondere
die prompte Heparinantagonisierung und Einstellung des Blutdrucks auf niedrig
normale Werte scheinen als Sofortmaßname wirksam zu sein, bevor chirurgische Optionen
in Betracht kommen. Letztlich konnte der Patient durch sehr schnelle
TEE-Diagnose und chirurgische Perikardentlastung stabilisiert werden, so dass
wir folgern, dass unser TAVI-Setting mit Vollnarkose und begleitender TEE sowie
Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam am Tisch hier die entscheidende Voraussetzung
für den guten Ausgang einer oft tödlichen Komplikation war.

Abb.1 Angiographische Darstellung der Annulusruptur
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https://www.abstractserver.com/dgk2019/ht/abstracts//P583.htm
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