Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019 |
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Zeitpunkt des Auftretens höhergradiger Reizleitungsstörungen mit Schrittmacherpflichtigkeit nach transfemoralem Aortenklappenersatz | ||
P. Renz1, M. Füller1, C. Hagl2, G. Juchem2, E. Kilger3, M. Block1 | ||
1Innere Medizin - Kardiologie, Klinik Augustinum München, München; 2Herzchirurgische Klinik und Poliklinik, LMU Klinikum der Universität München, München; 3Klinik für Anästhesiologie, LMU Klinikum der Universität München, München; | ||
Fragestellung Reizleitungsstörungen (RLS) und permanente Schrittmacherpflichtigkeit (PPM) sind häufige Komplikationen nach transfemoralem Aortenklappenersatz (TAVI). Nicht abschließend geklärt ist, wie lange Pat. im Anschluss an eine TAVI mit temporärem Schrittmacher (TPM) versorgt bzw. monitorüberwacht werden sollten.
Methodik Von 01/2014 - 04/2019 erhielten 448 Pat. eine TAVI. Postinterventionell erfolgte bei allen Pat. eine 24h intensivmedizinische Überwachung. Bei Ausbleiben höhergradiger RLS wurde der eingebrachte TPM entfernt. Anschließend führten wir bei allen Pat. ohne vorbestehenden PPM (n=394) eine kontinuierliche EKG - und Monitorüberwachung über 7d durch. 57 Pat. (14,5 %, 31 Männer, 26 Frauen) benötigten im Verlauf einen PPM. Retrospektiv analysierten wir bei diesen Patienten den Zeitpunkt des Auftretens und des Fortbestehens schrittmacherpflichtiger RLS.
Ergebnisse Die Pat. waren 84 ± 5 (73 – 94) Jahre alt und hatten einen log. Euroscore im Mittel von 16,5%. 48 Pat. (84%) erhielten eine selbstexpandierende Prothese (10x CoreValve; 38x EvolutR), 9 Pat. (16%) eine ballonexpandierende Prothese (Edwards Sapien 3). Bei 3 Pat. erfolgten TAVI-in-TAVI-Implantationen. In 84% der Fälle wurde eine Vor- oder Nachdilatation vorgenommen (32 Pat. vor- und 30 nachdilatiert). 36 Pat. (63%) hatten präinterventionell RLS, wobei der Rechtsschenkelblock mit 33 % führend war. 7 Pat. (19%) hatten einen bifaszikulären Block und 3 Pat. (9%) einen inkompletten trifaszikulären Block. 25 Pat. (43%) bekamen bradykardisierende Medikation, welche in 55% d.F. am Untersuchungstag oder davor pausiert wurde und in 40% d.F. am Tag nach der Intervention. Bei einem Großteil der Pat. (n=39, 68%) kam es bereits periinterventionell zum Auftreten eines AV Block III° (AV III°), wobei sich dieser bei 10 Pat. zunächst wieder erholte und bei 29 Pat. (51%) persistierte. 25 Pat. (44%) entwickelten bis zum 6. Tag schrittmacherpflichtige RLS. Bei einer Pat. kam es am 8. Tag zum AV III°, nachdem zuvor undulierende Schenkelblockierungen auftraten. Ein Pat. wurde am 10. Tag bei AV III° reanimationspflichtig. Zuvor hatte sich bei diesem Pat. zum vorbestehenden inkompl. Linksschenkelblock ein neuer AV I° gezeigt. Eine einzige Pat. hatte weder vor, noch nach TAVI Leitungsverzögerungen und bekam dennoch am 2. Tag einen AV III°. 85% der Prothesen waren selbstexpandierend, wobei die EvolutR am häufigsten verwendet wurde (n=38, 67%). Höhergradige RLS traten bei diesem Modell in 50% d. F. bereits periintervenionell auf. Unabhängig vom Prothesentyp (selbstexpandierend oder ballonexpandierend) wurden RLS bis Tag 6 beobachtet. Wenn Pat., die einen PPM benötigten, präinterventionell RLS hatten und zudem bradykardisierende Medikation eingenommen wurde, kam es in 53% d. F. periinterventionell zum AV III°.
Schlussfolgerung Die 7-tägige EKG-Nachbeobachtung zeigt, dass unabhängig vom Prothesentyp (selbstexpandierend oder ballonexpandierend) schrittmacherpflichtige RLS bis zum 6. postinterventionellen Tag auftreten können. Patienten, die vor dem Eingriff keine RLS hatten und weder periprozedural, noch postprozedural RLS bis zum 2. Tag entwickeln, benötigen keinen PPM und können vorzeitig entlassen werden. Zudem kann hypothetisiert werden, dass Pat., bei denen periinterventionell noch leitungsverzögernde Substanzen wirksam sind, frühzeitig einen AV III° entwickeln. |
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https://www.abstractserver.com/dgk2019/ht/abstracts//P571.htm |