Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019

Parameter der Laktatkinetik ("lactate clearance") sind Einzelbestimmungen der Laktatkonzentration hinsichtlich der Prädiktivität der Mortalität in septischen Patienten unterlegen
B. Wernly1, N. Heramvand2, M. Masyuk2, R. R. Bruno2, M. Kelm2, M. Lichtenauer1, U. C. Hoppe1, J. Bakker3, C. Jung2
1Klinik für Innere Med. II, Kardiologie u. intern. Intensivmedizin, Universitätsklinik der Salzburger Landeskliniken, Salzburg, AT; 2Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 3Department of Intensive Care Adults, Erasmus MC University Medical Center, Rotterdam, NL;

Hintergrund und Ziel

Patienten, welche an einer Sepsis leiden, weisen eine hohe Mortalität auf. Einfache Hilfsmittel um diese kritisch kranken Patienten einer suffizienten Risikostratifizierung zu unterziehen sind daher notwendig. Sowohl Einzelbestimmungen von Laktatkonzentrationen septischer Patienten als auch Parameter, welche Dynamiken der Laktatkonzentration widerspiegeln („lactate clearance“) sind in diesem Kontext etabliert. Ziel dieser Studie war es, diese Parameter hinsichtlich ihrer Prädiktivität der Mortalität septischer Patienten zu analysieren und vergleichen.

Methoden

Insgesamt wurden 6430 Patienten, welche an einer Sepsis litten und deswegen an einer Intensivstation (ICU) aufgenommen wurden, in diese Studie inkludiert. Assoziationen mit der ICU-Mortalität wurden mittels uni- und multivariabler Cox Regression analysiert, die „area under the curve“ wurde errechnet und mittels des Youden Index wurden statistisch optimale Cut-offs zur Mortalitätsprädiktion ermittelt. Es wurden Laktateinzelwerte und „lactate clearance“ nach 0, 2, 6, 12, 18, 24, 30, 36, 42 und 48 Stunden analysiert.

Resultate

3583 (56%) der Patienten hatten initial eine Laktatkonzentration 2.0 mmol/L, 2847 Patienten eine Laktatkonzentration >2.0 mmol/L. In Patienten mit Laktat >2.0 mmol/L, waren die Laktatkonzentrationen zu allen evaluierten Zeitpunkten in den verstorbenen Patienten höher und die „lactate clearance“ zu allen Zeitpunkten niedriger im Vergleich zu den überlebenden Patienten. Weiters waren zu allen evaluierten Zeitpunkten die Einzelmessungen der Laktatkonzentration der „lactate clearance“ hinsichtlich der Mortalitätsprädiktion überlegen (z.B.: nach 24 Stunden: AUC 0.75 vs. 0.69; p<0.001). Die Laktatkonzentration nach 24 Stunden wies eine besonders hohe Prädiktivität der Mortalität auf (AUC 0.75; 95%CI 0.72-0.77). Der optimale Cut-off (>3.0 mmol/L) für Laktatkonzentration nach 24 Stunden war mit deutlich erhöhter ICU-Mortalität (50% vs. 18%; p<0.001) assoziiert. Weiters war dieser Cut-off ein unabhängiger Prädiktor für die ICU-Mortalität auch nach Korrektur für SOFA (HR 2.05 95%CI 1.59-2.63; p<0.001) und SAPS (HR 2.15 95%CI 1.68-2.76; p<0.001).

Conclusio

Zur Prädiktion der Mortalität septischer Patienten ist die “lactate clearance” einfachen Laktateinzelmessungen unterlegen. Eine Laktatkonzentration von 3.0mmol/L nach 24 Stunden könnte einen einfachen Parameter zur Risikostratifizierung von kritisch kranken Patienten und weiters eventuell auch ein unabhängiges Behandlungsziel darstellen.


https://www.abstractserver.com/dgk2019/ht/abstracts//P325.htm