Clin Res Cardiol 108, Suppl 2, October 2019

Rolle von Depression und Angststörungen bei kardiologischen Patienten mit Herzrhythmusstörungen, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz und valvulären Vitienerkrankungen
C. Kruse1, D. Jokovic1, V. Wakili2, T. Rassaf1, R. Wakili1
1Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum, Kardiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen; 2Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik & Suchtmedizin, Evangelische Kliniken Essen Mitte, Essen;

Einleitung:

Das Auftreten von depressiven Symptomen nach einem Herzinfarkt stellt eine bekannte Entität dar. Darüber hinaus sind Angststörungen bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen eine vermutete Begleiterscheinung. Inwieweit jedoch genau eine Depression oder Zeichen einer Depression bei solchen Patienten vorbesteht oder eine Abhängigkeit der Behandlungsdiagnose besteht ist bisher nicht genau untersucht. Ziel dieser Untersuchung war daher eine Erhebung des psychokardiologischen Status im Hinblick auf depressiven Störung (DS) oder Angststörung (AS) bei kardiologischen Patienten mit Myokardinfarkt (MI), Herzinsuffizienz (HI), valvulären Vitien (VI), koronarer Herzerkrankung (KHK) oder Herzrhythmusstörungen (HRST).

Methoden und Ergebnisse:

Zu Beginn nach Aufnahme der Patienten erfolgte eine Erhebung des pschyopathologischen Befunds mit Fokus auf eine depressive oder Angst- bzw. Panikstörung. Evaluiert wurde dies anhand von standardisierten Fragen der aktuellen Leitlinie und z.T. mit Hilfe von zwei etablierten Fragebögen, der Montgomery–Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) für Depression und der Hamilton-Angst-Skala. Eingeschlossen wurden insgesamt n=124 Patienten (mittleres Alter: 69a; 64% männlich). Die Gruppenaufteilung je nach Diagnose ergab n=11 für MI, n=28 für VI, n=25 für HI, n=37 für HRST und n=23 für KHK. Insgesamt gaben 13% der Befragten an bereits früher an einer der DP oder AS erkrankt zu sein. Interessanterweise wiesen jedoch 48% der Patienten bereits Zeichen für eine DS/AS im Vorfeld der Aufnahme auf, während 39% keine Anzeichen zeigten. Ein Teil (22%) der Befragten wurden bereits im Vorfeld mindestens einmal psychotherapeutisch betreut. Im Rahmen der aktuellen Vorstellung berichten 41% über das akute Neuauftreten von Zeichen einer DS und/oder AS. Die Auswertung des MADRS ergab, dass 100% der MI Patienten eine mäßige, 90% der HI eine leichte-mäßige, 70% der KHK eine leichte-schwere, 50% der HRST eine leichte-mäßige und 50% der VI Patienten eine leichte DS aufwiesen. Im Hinblick auf eine AS zeigten 100% der KHK/MI- , 50% der HI-, 50% der VI- und nur 43% der HRST-Patienten eine milde-mittelschwere AS. Die Analyse zeigte zudem, dass 61% der Patienten glauben von einer zusätzlichen psychokardiologischen Betreuung zu profitieren. 

 Zusammenfassung und Schlussfolgerung:

Bei ca. 40% aller kardiologischen Patienten zeigen sich akute Zeichen für eine DS oder AS im Rahmen einer kardiologischen Behandlung. Bei ca. der Hälfte der Patienten konnten solche Symptome bereits im vor der Aufnahme eruiert werden. Die DS und AS sind vor allem bei MI- und KHK-Patienten ausgeprägt. Insgesamt zeigen diese Daten, dass ein Bedarf an einer zusätzlichen psychokardiologischen Betreuung bei der Mehrzahl der kardiologischen Patienten, unabhängig von der spezifischen Diagnose, existiert, welcher in der Zukunft weiter evaluiert und adressiert werden sollte.


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