Clin Res Cardiol 107, Suppl 3, October 2018

„Mein Leben mit dem Defibrillator“
Eine schriftliche Patienteninformation für ein neues pflegerisches Beratungskonzept
A. Kampmann1
1Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, Trier;

Hintergrund und Zielsetzung:

2017 wurde in Deutschland ca. 26.000 Menschen ein Defibrillator (Implantierter Cardioverter Defibrillator (ICD)) neu implantiert (IQTIG; 2018). Überwiegend sind es Menschen mit einer EF ≤ 35% (primärprophylaktisch), die leitliniengemäß einen ICD erhalten. Im Rahmen der Beratung dieser Menschen durch eine speziell qualifizierte Pflegende zeigte sich, dass Betroffene und Bezugspersonen trotz ärztlicher Aufklärung viele Fragen bezüglich des ICDs und zur Bewältigung des Alltags haben. Belastungssituationen (hier: Implantation) sind für Betroffene und ihr Umfeld oft mit Stress und Anpassungsleistungen verbunden. Das erfordert die Unterstützung von Angehörigen und den am Genesungsprozess Beteiligten. Bei Missachtung, steigt die Prävalenz psychischer Störungen bei ICD-Trägern (Ladwig et al., 2013). Sowohl der Wunsch nach Professionalisierung der Beratung, als auch eine bessere Erfüllung der Bedarfe der Betroffenen führten zur Auseinandersetzung mit der Thematik.

Methoden:

Zwei aufeinander aufbauende wissenschaftliche Arbeiten ergaben zunächst, dass pflegerische Beratung von Menschen mit ICD sinnvoll ist. Es konnten aber keine bestehenden Modelle in Deutschland identifiziert werden. International gibt es seit langem eine Vielzahl beschriebener Konzepte. Im zweiten Schritt wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass Menschen mit ICD als chronisch krank eingestuft werden können, sowie orientiert am Trajektmodell von Corbin/Strauss (Corbin, Strauss 2010) und dem Phasenmodell von Schaeffer/Moers (Schaeffer, Moers 2008) ein eigenes Modell zum Verlauf des Lebens mit dem ICD entwickelt (siehe unten).


Aus dem Modell ergaben sich Themen für die pflegerische Beratung, die eine weitere Datenbankrecherche bestätigte.

Broschüre „Mein Leben mit dem Defibrillator

Als erstes Hilfsmittel für ein in Deutschland neues Beratungskonzept für Menschen mit ICD wurde mit den identifizierten Themen eine schriftliche Patienteninformation erstellt. Die erste Fassung dieser Broschüre entstand nach den Qualitätskriterien der neuen „Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation“. Sie wurde von einer heterogenen Gruppe (u. a. Pflegende, Medizinerinnen und Mediziner, Laien) gegengelesen und mit deren Rückmeldung eine Pilotversion erstellt. Diese beurteilten schließlich Experten, d.h. Betroffene mit einem ICD. Die finale Fassung wurde danach erstellt.

Fazit:

„Mein Leben mit dem Defibrillator“ ist ein erster Baustein für ein pflegerisches Beratungskonzept in Deutschland. Es kann eine gute Basis für eine zukünftige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Problematik darstellen. Eine ganzheitliche Betreuung kann langfristig jedoch nur in einem funktionierenden, multiprofessionellen Netzwerk gelingen.

 


http://www.abstractserver.de/dgk2018/ht/abstracts//P789.htm