Clin Res Cardiol 107, Suppl 3, October 2018 |
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Myocardial Steal Syndrom – wenn der Bypass nimmt statt gibt | ||
J. Schumm1, R. Schneider1, D. Tamaru2, S. Scholz1, M. Ferrari1, F.-J. Beck1 | ||
1Innere Medizin I, HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH, Wiesbaden; 2ZIM I, Abt. Rhythmologie, HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH, Wiesbaden; | ||
Ein 71jähriger Patient stellte sich wegen progredienter Dyspnoe und Angina in unserer Klinik vor. Aus der Anamnese war eine schwere generalisierte AVK mit Zustand nach Implantation einer biiliakalen Y-Prothese vor 6 Jahren, eine bekannt verschlossenen A. carotis interna rechts, sowie eine koronare Herzrkankheit mit Zustand nach Bypass-Operation vor 5 Jahren bekannt (in situ Bypass LIMA ad RIVA, RIMA ad PLA als Y-Graft, Singlevene ad RIVP). Echokardiographisch zeigte sich eine schwer reduzierte Ejektionsfraktion und eine behandlungsbedürftige Mitralinsuffizienz, so dass im Rahmen der Diagnostik zunächst eine Herzkatheteruntersuchung erfolgte. Hierbei zeigte sich im Hauptstamm allenfalls eine geringe Ostiumstenose und keine relevante Stenosierung des RIVA. Der LIMA füllte sich prompt retrograd (Abb. 1). Bei Kathetervorschub in die Subclavia zeigte sich eine deutliche Dämpfung der Druckkurve, es bestand der Verdacht auf eine höhergradige Abgangsstenose. Eine direkte Darstellung des LIMA war bei fehlendem Abstrom nicht möglich, bei nur minimaler antegrader Füllung bestand vielmehr ein Konkurrenzfluss in der A. subclavia bei retrogradem Einstrom von Blut über den LIMA (Abb. 2). Duplexsonographisch zeigte sich eine hochgradige Abgangsstenose der A. subclavia links (bis > 4 m/sec.), die im Verlauf komplett monophasisch perfundiert war. Zusammenfassend lag bei nicht relevanter Stenose vor der Bypassinsertion und nach der Bypass-OP entwickelter Abgangsstenose der A. Subclavia ein Subclavian Steal vor, wobei der „Bestohlene“ in diesem Fall das bypassversorgte Myokard war. In zweiter Sitzung erfolgte daher die Stent-PCI der CX (nicht bypassversorgt) sowie in Zusammenarbeit mit der Neuroradiologie die Stent PTA der Subclavia. Beides konnte mit gutem Resultat durchgeführt werden, abschließend zeigte sich ein deutlicher Konkurrenzfluss im RIVA bei nun antegrad perfundiertem Bypass (Abb. 3). Die Mitralinsuffizienz wurde im Verlauf aufgrund der schweren Begleiterkrankungen und der sehr schlechten LV-Funktion interventionell versorgt, der Patient konnte mit deutlich gebesserter Symptomatik entlassen werden. |
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http://www.abstractserver.de/dgk2018/ht/abstracts//P615.htm |